Bandoneon-Festival: Ein eingespieltes Musik-Team
Großer Andrang zum Auftakt mit Juanjo Mosalini und Vicente Bögeholz.
Krefeld. Der Andrang zum Auftaktkonzert des 11.Bandoneon-Festivals Krefeld am Samstagabend in der Fabrik Heeder ist groß. In seiner Begrüßung schlägt Jürgen Sauerland-Freer, Leiter des Kulturbüros, den Bogen von einem aktuellen Schaufensterbummel zur Zeit vor rund 160 Jahren, als sich die Krefelder ihre Nasen am Laden des Instrumentenhändlers Heinrich Band (1821 — 1860) platt drückten, um dessen neueste Erfindung, das „Bandanino“, zu bestaunen.
Nach einem Dank an den Organisator des Festivals, Jürgen Eichendorf vom Kulturbüro, ist die Bühne frei für den Argentinier Juanjo Mosalini (Bandoneon) und den aus Santiago de Chile stammenden Gitarristen Vicente Bögeholz. Sie bieten einen feinen Einstieg in die fernen Klangwelten mit einer Mischung aus Tango und klassischem spanischen Gitarrenspiel.
Schnell wird hör- und sichtbar, welch eingespieltes Duo die beiden Meister ihrer Instrumente sind. 2006 wurden sie mit dem Deutschen Weltmusikpreis ausgezeichnet. Sie spielen sich virtuos die Bälle zu oder jagen gemeinsam durch die Presto-Passagen der Stücke.
Ihr Programm mit dem Titel „Delta y Mar“ umfasst bereits die Auswahl für die nächste gleichnamige Musik-CD. Viel Eigenes steckt darin, nicht nur ihr Spiel, sondern auch einige Arrangements und Kompositionen der beiden. Zeitgenössische Komponisten für Bandoneonmusik kommen übrigens durchaus auch aus Deutschland, genauer aus Aachen, wie es Stücke von Rüdiger Blömer und Wolfgang Bartsch belegen.
Mit ihren Moderationen sorgen Mosalini und Bögeholz dafür, dass das Konzert nicht nur musikalisch ein Genuss wird, sondern dass auch noch ein bisschen Hintergrund — sachlicher wie sehr persönlicher Natur — deutlich wird.
Beim Stück „Puerto Varas“ erhält das Publikum endlich eine Antwort auf die im dunklen Raum schwebende Frage, wie man in Chile zu dem Namen Bögeholz kommt. Vicentes Vorfahren, darunter „Posaune spielende Feuerwehrleute“, sind im 19. Jahrhundert aus Westfalen in das Städtchen Puerto Varas ausgewandert, und er setzt dieser Geschichte ein kleines musikalisches Denkmal.
Dem Altmeister des Tango und Tango Nuevo huldigen Bögeholz und Mosalini mit ihrer Zugabe eines Werkes von Astor Piazzolla (1921-1992). Das Publikum ist begeistert, spendet trampelnden Applaus. Besser kann ein solches Festival nicht starten.