Freundeskreis fördert Literaturhaus
Vor fünf Jahren bescherte ein Erbe der Stadt die Möglichkeit, das Niederrheinische Literaturhaus zu gründen. Ab 2015 will der Otto-Brües-Freundeskreis die Institution auch finanziell unterstützen.
Krefeld. Im Schatten des Wasserturms steht ein Haus wie ein Schatzkästchen: Hier wird die Literatur Krefelds und des Niederrheins gepflegt. Die Grundlage dazu schuf der Schriftsteller Otto Brües (1897 — 1967), der von 1953 an mit seiner Familie in diesem Haus lebte, bereits vor vielen Jahren. Und seine Tochter Dr. Eva Brües, promovierte Kunsthistorikerin, hütete sein Erbe.
1993 gründete sie den Otto-Brües-Freundeskreis, der im Untertitel inzwischen „Gesellschaft für Literatur e.V. im Niederrheinischen Literaturhaus Krefeld“ stehen hat. Schon 1998 schenkte Eva Brües das Backsteingebäude an der Gutenbergstraße der Stadt. In ihrem eigenen Testament vermachte sie ihrer Heimatstadt dann weitere Immobilien, aus deren Verkaufserlös der Erhalt des Niederrheinischen Literaturhauses gesichert werden sollte.
Eva Brües starb 2009: Die Stadt Krefeld nahm das Erbe an und installierte das Niederrheinische Literaturhaus, das nach einiger Verwaltungszeit seinen Betrieb aufnahm. Lesungen, Lyrik, literarische Gespräche, kreatives Schreiben und Literatur für Kinder bietet die Stadt seit 2012 an.
Herzstück des Hauses ist die Bibliothek mit mehr als 10 000 Bänden. „Darunter sind viele Raritäten, die man heute nicht mehr finden kann“, sagt Michaela Plattenteich, die den Freundeskreis seit vier Jahren führt. „Otto Brües‘ Bibliothek ist die eines humanistisch gebildeten Mannes, von allen Klassikern bis zu seinen Zeitgenossen“, sagt die Germanistin und Kunsthistorikerin. Nach ihrer Einschätzung bietet die Bibliothek Brües‘ auch ein hohes Forschungspotenzial. „Im von Eva Brües benannten ,Hausarchiv’, einem kleinen Nebenraum, befinden sich noch unveröffentlichte Schriften“, sagt Plattenteich. Der umfangreiche Nachlass des Schriftstellers wird im Stadtarchiv aufbewahrt.
Mit dem Freundeskreis bespielen die rund 70 Mitglieder regelmäßig das atmosphärisch dichte Haus am Wasserturm: Im Jahr 2014 haben sie zu sechs Lesungen eingeladen. Die 30 Plätze sind dann immer flott ausverkauft. Sehr gerne verbindet der Freundeskreis seine Themen mit Musik oder Kunst. Kürzlich wurde der Flügel dank einer Spende der Sparkasse Krefeld restauriert. Eine „Nachtmusik“ verband Lyrik mit Komposition. Zu Proust kamen Bilder mit Pariser Motiven.
Ein spannendes Projekt hat Michaela Plattenteich jetzt auf den Weg gebracht: Der Künstler Jochen Stücke befasst sich mit Moyland, Friedrich II., Voltaire, Brües — und Beuys. Daraus wird eine Doppel-Ausstellung für Schloß Moyland und parallel dazu im Literaturhaus erwachsen. Sie ist für 2016 geplant.
Für das kommende Jahr steht eine Satzungsänderung des Freundeskreises an: Zusätzlicher Stiftungszweck soll die Förderung des Literaturhauses werden. „Wir möchten ihn ideell und finanziell unterstützen“, sagt Plattenteich. „Die Resonanz in der Stadt war sehr positiv.“ Um auch jüngere Literaturfreunde zu gewinnen, will der Verein sich zwar weiterhin auf Brües fokussieren, sich aber auch anderen literarischen Themen öffnen. Für beide Aspekte erhielt die Vorsitzende des Freundeskreises ein einstimmiges Votum, mit dem sie die Veränderungen auf den Weg bringen kann.