Mit Volldampf durch den Modern-Jazz

In der Reihe Jazzattack ging im Jazzkeller die 300. Session über die Bühne.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Im Jazz wird improvisiert, das gehört dazu. In festen Formationen lernen Musiker im Lauf der Zeit, bei der Improvisation auf die Eigenheiten ihrer Kollegen schneller zu reagieren. Bei einer Session aber treffen Musiker aufeinander, die in dieser Zusammenstellung noch nie miteinander gespielt haben — das erleichtert die Sache nicht gerade. Stefan Rademacher und Axel Fischbacher hoben 1997 die Sessionreihe Jazzattack aus der Taufe und ließen jetzt im Jazzkeller die 300. Ausgabe vom Stapel. Es war eine Jubiläums-Session auf höchstem Niveau.

Mehr als 200 Musiker waren bisher bei der Jazzattack zu Gast, alles etablierte Vertreter der deutschen Jazzszene. Rademacher und Fischbacher können für ihre Einladungen aus einem großen Pool schöpfen, und der hat eine hohe Grundqualität — sonst hätte sich die Reihe auch nicht so lange gehalten.

Mit den Jubiläumsgästen Frederik Köster (Trompete), Martin Sasse (Piano) und Michael Küttner (Schlagzeug) hatten sich Rademacher und Fischbacher besonders gute Leute auf die Bühne geholt, der Keller war schnell mit Publikum gefüllt.

Sogenannte Standards und standard-ähnliche Eigenkompositionen standen auf dem Programm, darunter die meisten mit jazziger, also triolischer Rhythmusauffassung. Man wich höchstens einmal in den Latin-Bereich aus. In den selbst auferlegten Grenzen des Modern Jazz agierten die Musiker aufgrund ihrer Virtuosität aber jeder für sich und alle gemeinsam so intensiv und spannend, dass man experimentellere Formen nicht vermissen musste.

Köster bestach durch geschmeidige Läufe auf Trompete und Flügelhorn, Fischbacher stand dem auf der E-Gitarre in nichts nach. Sasses eloquentes Klavierspiel kam besonders bei Balladen zur Geltung, ihn zeichnet vor den Kollegen vielleicht aus, dass er etwas weniger häufig auf Patterns zurückgreift.

Rademacher an der akustischen Bassgitarre und Küttner am Schlagzeug sorgten bei den mittleren und schnellen Tempi für mehr als gehörigen Drive, gelassenes Zurücklehnen war da weder für die Kollegen noch fürs Publikum angesagt. Das bedankte sich mit Szenenapplaus für jedes Solo. kMs