Alte Hits und Gesellschaftskritik bei Eko Fresh in der Kufa
Eko Fresh wird in der kleinen, nicht ausverkauften Halle vom auffallend altersgemischten Publikum gefeiert.
Krefeld. „Ich sehe verschiedene Nationalitäten und Religionen und trotzdem schlägt sich hier keiner die Köpfe ein“, sagte Eko Fresh. Es gehe ihm um Hip-Hop, der die Leute zusammenführt, erklärte der 31-Jährige. Und er erklärte es tatsächlich einem bunt gemischten Publikum. So sah man junge Mädchen, die von ihren Eltern begleitet wurden, ebenso wie gestandene Rap-Fans, die dem Klischee entsprechend mit Basecap und gut sichtbaren Tattoos auftraten.
Mit „Deutscher Traum“ legte Ekrem Bora alias Eko Fresh im November sein bereits achtes Soloalbum vor. In der Kulturfabrik bediente er sich am Sonntagabend aus seinem breiten Repertoire. Der gebürtige Gladbacher mixte Titel aus seinen Anfangstagen, als er sich als Jugendlicher selbstironisch zum König von Deutschland krönte, und Stücke jüngerem Datums, die ernste Themen wie Ausbrüche von Fremdenhass kritisieren oder die Identitätsbildung von einem in Deutschland aufgewachsen Eko Fresh mit türkischen Wurzeln behandeln.
„80 Prozent meiner Tracks sind lustig, das war ein ernster“, sagte der Rapper, nachdem er in „Orientexpress“ vom aktuellen Album den eigenen Heimatbegriff beleuchtete. „Heimat ist, was dein Leben frei macht. Doch wenn du nicht mal weißt wo, ist das nicht einfach“, heißt es dort. Im orientalisch anmutenden Refrain vollführt Eko Fresh auf der Bühne einen türkischen Tanz.
Auch im folgenden Stück stimmt der in Köln lebende Rapper ernste Töne an. Mit verbissener Miene reiht der Wortakrobat im Eiltempo seine kritischen Zeilen aneinander. In „Köln Kalk Ehrenmord“ erzählt er die tragisch endende Liebesgeschichte einer Türkin, die sich in einen Deutschen verliebt. Beide werden am Ende des Stückes vom Bruder der Türkin umgebracht, bevor dieser sich selbst erschießt. „Ob Türke oder Deutscher im Herzen bist du Mensch“, sagte der Musiker. Ob ernste Gesellschaftskritik oder augenzwinkernde Selbstverherrlichung, die Arme gingen unermüdlich von oben nach unten. Das Publikum hing an den Lippen des Rappers und vollendete spontan ganze Textteile, wann das Mikro Richtung Zuschauerraum zeigte.
Auch wenn die kleine Halle der Kufa, trotz Platz sechs in den Albumcharts Mitte November, nicht annähernd gefüllt war, kam mitreißende Konzertstimmung auf. Ein paar Leckerbissen für langjährige Fans verteilte Eko Fresh am Ende des Konzerts. „Alte Lieder sind wie alte Fotos. Man weiß nicht mehr, wie man da gefühlt hat“, sagte er und stimmte mit einem verschmitzten Lächeln „Ich bin jung und brauche das Geld“ an.