Stehende Ovationen für zeitgenössischen Chor

Mit Werken von John Rutter gab der Crescendo Chor Krefeld vor ausverkauftem Haus sein großes Weihnachtskonzert.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Zeitgenössische Chormusik und ein ausverkauftes Haus? Das geht! John Rutters Kompositionen, das Magnificat und seine Carols (Weihnachtslieder) füllten die große St. Josefs-Kirche bis auf den letzten erlaubten Platz. Mit kürzeren Werken des 1945 in London geborenen Rutter hatte der Crescendo Chor Krefeld unter der Leitung von Heinz-Peter Kortmann immer wieder in Konzerten auf diese Musik aufmerksam gemacht.

Am vierten Adventssonntag stand mit dem Magnificat das Werk auf dem Programm, das 1990 vollendet und im selben Jahr in der Carnegie Hall in New York uraufgeführt wurde. Für den Komponisten sollte es den internationale Durchbruch bedeuten.

Musikalisch waren der Crescendo Chor Krefeld und das Rheinische Oratorienorchester sofort gefordert. Die erste Textzeile „Magnificat anima mea Dominum“ (Meine Seele preist den Herrn) hat Rutter als einen unverkennbaren Lobgesang, einen kräftigen Jubel umgesetzt, bei dem er viele Register zieht. Da können der bestens vorbereitete Chor und das Orchester gleich mit einem fulminanten Auftakt beginnen.

Aus dem Oratorienorchester wird ein kleines, vielseitig souverän agierendes Sinfonieorchester. Anklänge an Jazz, gregorianische Musik sowie spanische, südamerikanische Einflüsse und die vielen rhythmischen Wechsel, die sich im Magnificat verbergen, interpretiert es gekonnt.

Die Sängerinnen und Sänger des Crescendo Chors präsentieren sich als sehr homogener Klangkörper. Schön ist es zu sehen, dass auch bereits drei Mitglieder des neu gegründeten Kinderchors mitsingen.

Sehr ausdrucksstark und mit einer lobenswerten englischen Aussprache bringt der große Chor den zweiten Satz „Of a Rose, a lovely Rose“, in dem Rutter ein altenglisches Gedicht aus dem 15. Jahrhundert vertont hat. Ein einfühlsames Miteinander, das Kortmann in bewährter Weise leitet, lässt auch die Auftritte der Sopranistin Ewa Stoschek zu einem Hörgenuss werden. Fein ausgewogen sind die Partien, auch gegen das Tutti von Chor und Orchester kann sich die Solistin selbst mit einem gefühlten Mezzoforte behaupten.

Volkstümlicher erscheinen die Weihnachtslieder, die Carols. Gefühlvoll, Weihnachtsidyllen „malend“, manchmal ein bisschen wie Filmmusik zum Fest klingend schaffen Chor und Orchester eine stimmungsvolle Atmosphäre in der festlich beleuchteten Josefs-Kirche. Da muss es nicht wundern, dass mehrere Zugaben erklatscht werden und sich das Publikum zweimal mit Applaus im Stehen für einen gelungenen englischen Weihnachtsabend bei den Mitwirkenden bedankt.