Fulminantes Konzert voller Eleganz

Von Haydn bis Prokofjew: Die Georgierin Irma Gigani begeistert das Publikum mit ihrem virtuosen Spiel auf dem Klavier.

Foto: Dirk Jochmann

Damit hatten die Herren von Kawai wohl nicht gerechnet: Beim Klavierabend der georgischen Pianistin Irma Gigani war das Haus rappelvoll. So mussten mehrere Stühle auf der Bühne platziert werden — eine Art Generalprobe im Stühle schleppen für die Internationalen Meisterkurse im März. Über den Andrang und die restlos ausverkauften Plätze im Helmut Mönkemeyer Saal freute sich Philipp Potz, künstlerischer Leiter.

Ein breites Spektrum hatte sich die junge Pianistin auf ihr Programm gesetzt — von Joseph Haydn über Frederic Chopin bis Sergej Prokofjew. Als ältestes Werk des Abends spielte sie Haydns Klaviersonate Nr. 33 in c-Moll Hob. XVI:20. Den ersten Satz Moderato interpretiert sie fein differenziert, da entsteht ein Dialog zwischen den beiden Händen der Pianistin. Die schöne Phrasierung setzt sich im Andante con moto fort und gibt dem Werk der Klassik schon eine deutlich romantische Note. Im Finale Allegro kann Gigani ihre Virtuosität beweisen und schwebt mit großer Eleganz und Leichtigkeit durch die anspruchsvollen Passagen.

Bei Prokofjews Klaviersonate Nr. 2 in d-Moll op. 14 kann sie im Unterschied zur Haydn-Sonate ein energisch kraftvolles Spiel an den Tag legen, das immer wieder von ruhigeren, auch atmosphärischen Teilen unterbrochen wird. Die Wechsel zwischen den unterschiedlichen Abschnitten gestaltet sie mit kurzen, fließenden Übergängen, ohne dabei die Gegensätze zu verwischen.

Reizvolle Unterschiede arbeitet Gigani auch im Scherzo heraus. Sehr rhythmisch akzentuiert pendelt ihre Interpretation zwischen einem temperamentvollen russischen Tanz in Stiefeln und in Spitzenschuhen. Mit dem Andante taucht man in eine traurige Stimmung ein, Verlorenheit, dann ein kurzes Aufbäumen und anschließend wieder die leise Trauer — unter ihren Händen wird die absolute Musik zu einer nuancenreichen Programmmusik. Der vierte Satz Vivace — Moderato — Vivace beginnt als virtuoser Sturm mit viel Rhythmus und Leichtigkeit. Ein verspielt heiteres Intermezzo folgt im Moderato, bevor sie zu einem virtuosen Abschluss kommt.

Die zweite Hälfte ihres Programms nehmen Werke von Frederic Chopin ein. Bei ihrer Interpretation der Barcarolle in Fis-Dur op. 60 greift sie energisch und mit hartem Anschlag in die Tasten. Das Wiegende einer Barkarole kommt kaum zu Gehör, da braust ein Sturm durch die Lagune von Venedig.

Zwischen kraftstrotzend und fein gefühlvoll pendelt Giganis Spiel bei der Polonaise Fantasie in As-Dur op. 61. Die Stimmungsbilder, die man mit den Nachtstücken verbindet, bringt sie bei den Nocturnes in e-Moll op.72 Nr. 1 und in c-Moll op. 48 Nr. 1 überzeugend.

Sofort wird der Zuhörer in diese Atmosphäre versetzt und kann sich von den facettenreichen Stimmungsbildern verzaubern lassen. Beim abschließenden Scherzo Nr. 2 in b-Moll op. 31 gibt es keinen Moment Zweifel am Titel des Stückes. Sie arbeitet sich mit diesem Werk zu einem fulminanten Schluss ihres Auftritts hin. Das Publikum ist begeistert. Sie beruhigt es mit einer leisen, getragenen Zugabe und erntet dann stehenden Applaus.