„Fusionsmodell ist kein Allheilmittel für Theater“
Zwei Tage diskutierten die Mitglieder des Deutschen Bühnenvereins in Krefeld über Vor- und Nachteile von Kooperationen.
Krefeld. Der Ausschuss für künstlerische Fragen des Deutschen Bühnenvereins hat zwei Tage lang in Krefeld als Gast der Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld Mönchengladbach getagt. Rolf Bolwin, geschäftsführender Direktor des Vereins, Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters Berlin und Vorsitzender des Ausschusses, sowie Krefelds Kulturdezernent Roland Schneider, ehemaliges Präsidiumsmitglied des Vereins, berichteten über dei Ergebnisse.
Nach Krefeld sei man gekommen, so Khuon, weil es dort und in Mönchengladbach ein trotz Höhen und Tiefen langlebiges Beispiel für ein "funktionierendes und ja auch gewolltes Doppelstadttheater" gebe. Ein weiterer Grund: Man habe Schneider, der auch aus dem Ausschuss ausscheidet, noch einmal die Ehre erweisen wollen.
Der 18-köpfige Ausschuss, besetzt mit hochrangigen Vertretern der deutschen Theater und der sie tragenden Körperschaften, hat sich von Michael Grosse, dem neuen Intendanten der Vereinigten Städtischen Bühnen, und Schneider die 60 Jahre währende Fusion schildern lassen. Grosse hat sie als "keinen Idealzustand" bezeichnet, gleichwohl, so Schneider, sei es eine Leistung des Theaters, dass sich die Bürger beider Städte mit ihm identifizierten.
Bolwin betonte, das Beispiel zeige, dass man für eine gelingende Fusion einen langen Atem brauche. Sowohl er als auch Khuon wollen das Fusionsmodell vor dem Hintergrund der aktuellen Spardebatte in der Theaterszenerie aber nicht als Allheilmittel gelten lassen. Krefeld-Mönchengladbach sei ein positives Beispiel, aber auch ein Muster ohne Wert.
Hier habe man aus der Not, sparen zu müssen, eine Tugend gemacht. Andere Fusionen seien gescheitert, etwa die der Landestheater Hildesheim und Hannover, weitere aus jüngerer Zeit, wie etwa die in Altenberg und Gera, bräuchten jetzt Zeit, ohne weiteren Sparzwang zu wachsen.
Die Fusion könne auch eine Etappe auf dem Weg nach unten sein, so Khuon, der als Idealfall ansieht, dass ein Theater sich mit dem Leben einer Stadt verbindet. Die frisch entflammte Spardebatte um das Theater Bonn empfinden Khuon und Bolwin als "aberwitzig". Khuon rät den Bonner Bürgern, für ihr Theater zu kämpfen.