Gelduba: Kartons voller Geschichte

Funde aus dem Gräberfeld werden akribisch dokumentiert. Star ist der Fürstenhelm.

Krefeld. Das erste fand Albrecht Steeger, der damalige Museumschef, im Jahre 1934. Ein Grab aus fränkischer Zeit, in dem ein Merowinger bestattet war. Damit begann die Ausgrabung eines der größten fortgesetzt benutzen Gräberfelder.

Gelduba ist das größte fränkisch-römische Gräberfeld nördlich der Alpen. Über 6000 Gräber wurden inzwischen von den fleißigen Archäologen in Linn gefunden, sensationell war der Fund des goldenen Helms aus der Merowingerzeit.

Renate Pirling hat diesen Fund 1962 gemacht - das Fürstengrab trägt die Nummer 1782. Der Goldhelm daraus ist in einer Vitrine des Museums ausgestellt, zusammen mit den anderen Funden. Auf einer Bronzekanne steht über den bestatteten Fürsten geschrieben: Arpvar war glücklich und überall hoch angesehen.

Aber viele Gräber wurden auch ausgeraubt, in einigen fanden sich nur noch Dinge, die die Grabräuber nicht beachteten. "Die wussten genau Bescheid", sagt Museumsleiter Christoph Reichmann. Bei Männergräbern war immer die rechte Seite geöffnet: Da konnte man ein Schwert finden. Und bei den Frauen waren es die schmückenden Fibeln, die die Räuber begehrten.

Jeder Grabfund bekommt von den Linner Archäologen eine Nummer, und so besteht ein Teil des Magazins im Museum Burg Linn aus stapelweise Pappkartons mit fortlaufenden Nummern. Unter dem Dach des Museums sind meterweise Regale aufgebaut, ein Karton mit Funden neben dem anderen.

Die Stücke werden akribisch dokumentiert: Mit Zeichnungen und Beschreibungen werden sie alle in Katalogen aufgeführt. Einen dieser Kartons mit der Zahl 221 zieht Reichmann heraus: Eine Schale, eine Lanzenspitze und eine Gürtelschnalle werden hier aufbewahrt.

Diese Grabbeigaben gestatten eine Datierung auf das Ende des 6. Jahrhunderts. Reichmann sieht das an der Art der Keramik - "Das ist ein fränkischer Knickwandtopf mit Rollstempel" - und an der eisernen Garnitur mit Bronzenieten, im Laufe der Jahrhunderte grün angelaufen.

"Dazu gehört ein Schwert", sagt Reichmann und vermutet auch hier Grabräubers Hand. Die Lanzenspitze zeigt: Hier wurde ein Krieger bestattet. "Die normale Lanze oder der Speer, wie bei Tacitus beschrieben, waren die Standardwaffen eines Kriegers", erklärt Reichmann.