Gräber bekannter Künstler eingeebnet
Ruhestätten von Richard und Erika Zimmermann wurden von niemandem mehr gepflegt.
Krefeld. Zu spät kam der Hinweis von Malermeister Helmut Hahn an den Denkmalausschuss. Der Diplom-Ingenieur machte darauf aufmerksam, dass zwei Gräber bekannter Krefelder Künstler vor der Einebnung stehen. Es handelt sich dabei um Professor Richard (1881 - 1956) und seine Frau Hertha Zimmermann (1898 - 1998). Richard Zimmermann war seit 1906 mehr als 30 Jahre lang Lehrer und Maler an der königlichen Webeschule, später an der 1904 gegründeten Kunstgewerbeschule, der Vorläuferin der Werkkunstschule (seit 1949).
Der Naturmaler und Textilentwickler gründete mit fünf anderen Künstlerkollegen und mit seiner Tochter Erika 1946 im Restaurant im Südbahnhof die Niederrheinische Künstlergilde. Seine Frau Hertha trat 1953 der Gilde bei. Der Professor war seit 1907 Mitglied im Deutschen Werkbund, der unter dem Naziregime 1938 aufgelöst wurde.
Dem Amtsblatt vom 15. März 2012 hatte Helmut Hahn entnommen, dass die ungepflegten Grabstätten auf dem alten Teil des Hauptfriedhofs innerhalb eines Monats beseitigt würden. Bereits im August 2011 war ein Schild angebracht worden: „Angehörige bitte melden.“ Im Amtsblatt erfolgte der Hinweis, dass die Anschriften der Nutzungsberechtigten beziehungsweise ihrer Rechtsnachfolger unbekannt sind und sie deshalb letztmalig aufgefordert werden, die Grabstätte innerhalb eines Monats instand zu setzen.
Im Text heißt es weiter: „Wird dieser Aufforderung keine Folge geleistet, werden die Grabstätten eingeebnet. Vorhandene Grabmale, Einfassungen und so weiter werden entfernt und gehen entschädigungslos in das Eigentum der Stadt Krefeld über.“
Auch eigene Nachforschungen des Fachbereichs Grünflächen brachten keine Ergebnisse. Die Grabstätte war am 7. Juli 2011 als „ungepflegt“ in eine Liste des Fachbereichs aufgenommen worden. Eine Nutzungsberechtigte aus Wetzlar war dort nicht mehr zu ermitteln. Die Erbin ist verstorben.
Es folgte, was auch in rund 40 anderen aktuellen Fällen von verwahrlosten Gräbern auf den Krefelder Friedhöfen geschieht: Am 26. Juni wurden die Zimmermann-Gräber eingeebnet. Nach Angaben der Firma, die die Einebnungen durchführt, war die Grabstätte „stark verunkrautet“. Helmut Hahn und der heute tagende Denkmalausschuss können das nur noch bedauern, aber nicht mehr ändern.