Harfenkonzert: Diese Saiten umspannen Kontinente

In der Alten Kirche spielte der Solinger Tom Daun auf keltischen, gotischen und paraguayischen Harfen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Ein Konzert mit weihnachtlichen Harfenklängen am 18. Januar? Kein Problem. Pfarrer Manfred Bautz erklärt, dass der 6. Januar, der Dreikönigstag oder Epiphanias, ursprünglich das Fest vom Kommen Gottes war und die russisch-orthodoxe Kirche bis heute erst an diesem Tag Weihnachten feiert. So brachte der Solinger Harfenist Tom Daun am Samstag ungewöhnliche Interpretationen von Advents- und Weihnachtsliedern in die Alte Kirche.

Seine drei Harfen — eine keltische, eine gotische und eine paraguayische — versprachen eine interessante musikalische Reise. Auch das geübte Ohr war gefordert, in seinem ersten irischen Medley vertraute Lieder wie „Maria durch ein Dornwald ging“ oder „Es kommt ein Schiff geladen“ wieder zu erkennen. Man fühlte sich in ein Folk- und nicht in ein Weihnachtskonzert versetzt.

Mit seinen Moderationen deutete Tom Daun an, welch historische Tiefe die Harfe besitzt. Schon in der Bibel, im Buch Samuel, vertreibt der Harfenspieler David die Sorgen von König Saul. Daraus hat sich die Harfe in der Kulturgeschichte als „Sorgen vertreibendes“ Instrument entwickelt.

Als Beweis trug Daun den Text des Weihnachtslieds „In dulci jubilo“ vor. „Der mittelalterliche Mensch sehnt sich danach, wo gesungen wird und Harfe gespielt“, erklärte der Musiker. „Jetzt sind Sie die Engel, summen Sie mit!“ Und ein leises Engelsgesumme zu den Klängen der kleinen gotischen Harfe erfüllte den Kirchenraum.

In seinem schottischen Intermezzo bot er dem Publikum die Gelegenheit, in den Wechselgesang eines Christmas Carols einzustimmen. Auch den Refrain dieses eher unbekannten Lieds meisterten die Zuhörer.

Im zweiten Teil seines Konzerts ging es musikalisch nach Südamerika — wieder bereichert um kulturgeschichtliche Erklärungen und persönliche Erfahrungen, denn Tom Dauns Spiel basiert auch auf musikalischen Studienreisen.

Der Unterschied zwischen der eher rituellen Harfenmusik der Anden und den tänzerischen Klängen aus Paraguay, Venezuela und Mexiko, wo die Harfe überall zu den beliebtesten Instrumenten gehört, wird deutlich. Jetzt weiß das Publikum, dass die Harfe ein Kontinente und Zeiten umspannendes Instrument ist. Da freut man sich, dass Tom Daun ein Wiederkommen verspricht.