Herbert Knebel: Der Elvis des Ruhrpotts
Er ist und bleibt ein Ereignis — modisch wie musikalisch. Und mit Fußball kennt er sich auch bestens aus.
Krefeld. Der Auftritt Herbert Knebels und seiner musikalischen Mitstreiter erinnert an eine Rentnerband. Seltsam steife Bewegungen bei Knebel, gegelte Haare wie in den 1920er Jahren bei Ernst Pichel, verstaubte Perücke bei Ozzy Ostermann. dazu ein schlurfender „Trainer“ Opa Detlef Hinze in Turnhose mit Hosenträgern.
Doch was die vier schrägen Vögel am Sonntag im ausverkauften Seidenweberhaus auf die Bühne bringen, geht auf die Ohren. Weil die Musikstücke laut und durchweg Ohrwürmer sind, oft in eigenwilligen Versionen.
Nicht minder eigenwillig sind die zu den Hits kreierten Nonsens-Texte wie „Imagine, et gäb’ kein Erdöl.“ Die Interpretation von John Lennons Klassiker erklärt den Programmtitel „Der Letzte macht dat Licht aus“.
Woraus sich zwei Fragen ableiten. Ist das noch Kabarett oder schon Energiesparprogramm? Ist es Klamauk oder noch Kabarett? Auf jeden Fall ist es ein sinnfreier Spaß, den die Besucher erleben — ob in den Soloauftritten Knebels alias Uwe Lyko oder in denen der Hosenträger-Combo.
Der Anhängerschaft ist jedenfalls kein Weg zu weit. Die ins Parkhaus strömenden Autos haben Kennzeichen aus der ganzen Region inklusive Ruhrgebiet. Dort ist das Quartett auch zu Hause, der Ruhrpott-Dialekt ist Teil des Programms. Und dass Knebel noch immer aktuell ist, leitet er aus seiner markanten Brille ab, seinem Markenzeichen. „Die Jungen latschen doch heute alle mit meine’ Brille rum.“
Glanznummer des Abends ist die Herz-Schmerz-Arie „Don’t cry for me, Argentina“. Mit der Verballhornung „Hau’ mich bloß ab mit Argentinien“ weist Knebel seine Ehefrau mit deren Urlaubswunsch in die Schranken. Musikalisch nah dran am Original ist „Song 2“ von Blur, eingebunden in eine Fußballgeschichte und die Frage, was einen Fan ausmacht. Erklärung: „Als Fan wird man geboren, Frauen kommen und gehen, Freunde auch, mitunter mit der Frau zusammen, aber der Verein bleibt.“ Kurz gesagt: „Wir stehen in die Kurve von dem Verein, von dem wir sind.“
Grandios auch die Schlussoffensive, als Knebel im weißen Showanzug den King gibt. Verbunden mit der Geschichte, dass er Elvis einst in Heidelberg seinen Konfirmationsanzug geliehen habe. Nach dessen Tod kam der Anzug zurück: „Da hat er den ja nicht mehr gebraucht.“