Höhenflüge beim Sinfoniekonzert
Die Niederrheinischen Sinfoniker spielten mit Gastdirigent Marc Piollet ein Werk von Dvorák und Beethovens Violinkonzert.
Krefeld. Ludwig van Beethovens Violinkonzert in D-Dur und Antonín Dvoráks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ kennt jeder Liebhaber der klassischen Musik, und er kann die langsamen Themen der Stücke mitsummen. Das erste der bekannten Werke hatte Generalmusikdirektor Mihkel Kütson am Dienstagabend den Niederrheinischen Sinfonikern auf den Programmzettel ihres zweiten Sinfoniekonzerts gesetzt, während Dvoráks Annäherungen an eine amerikanische Nationalmusik ein Vorschlag des Gastdirigenten des Abends Marc Piollet war.
Zu ihrer Zeit galten beide Kompositionen als musikalische Pionierarbeiten. Das Violinkonzert D-Dur op. 61 räumte mit mancher Konvention auf. Schon die Länge des Konzerts entsprach nicht den Gewohnheiten: Die üblichen 20, 25 Minuten benötigte Beethoven allein schon für den ersten Satz. Revolutionär war auch, dass Orchester und Solo-Instrument eine „gleichberechtigte“ Einheit bildeten und nicht der Solist den Hauptakteur gab. Um den Part der Solovioline auf das technisch höchste Niveau an zu bringen, nahm Beethoven, der selber auch als Bratschist in der Bonner Hofkapelle gespielt hatte, in Wien Geigenunterricht.
Mit solch einer Herausforderung hatte Mirijam Contzen bei ihrem Auftritt im Seidenweberhaus keine Mühe. Die virtuosen Passagen wie das einfühlsame Spiel im Piano bewiesen das perfekte Spiel eines einstigen Wunderkinds. 2001 erhielt sie den Echo-Klassikpreis als beste Nachwuchskünstlerin und konzertiert inzwischen mit den großen Orchestern und Dirigenten. Doch bei aller Perfektion ihres Spiels fehlte ein letztes Fünkchen, so die sich im Applaus ausdrückende Meinung des Publikums.
Der zweite Teil des Konzerts mit Antonín Dvoráks Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 („Aus der Neuen Welt“) wurde zu einem furiosem Auftritt der Niederrheinischen Sinfoniker. Vom fein gewebten Klangteppich der Streicher für solistisch eingesetzte Holzbläser bis hin zum kraftvollen tutti des großen Orchesters, ein energiegeladener Piollet riss die Musiker auf Höhenflüge mit. Mit einem begeisterten, nicht enden wollenden Applaus und Bravorufen bedankte sich das Publikum. Hier hätte man gerne wie es bei der Uraufführung 1893 in der Carnegie Hall in New York nach jedem Satz dem Dirigenten und dem Orchester ein Lob gezollt.