In Krefeld füllt Tango die Säle
Bandoneon-Festival geht auf Burg Linn zu Ende.
Krefeld. Tango füllt in Krefeld die Säle - das gilt auch für das Abschlusskonzert des 9. Bandoneon-Festivals. Am Sonntag gastierte das Marcelo Nisinman Trio auf Burg Linn. Im Unterschied zum ersten Konzert der Reihe war bei diesem letzten der Altersdurchschnitt unverkennbar gesunken.
Mit einem Schlagzeug-Part beginnt das Trio mit Bandoneon-Spieler Marcelo Jaime Nisinman, Diana Ketler am Klavier und Winfried Holzenkamp am Kontrabass seinen Auftritt. Auf allen drei Instrumenten entwickeln sie erst einmal durch Schlagen der Resonanzkörper Rhythmus, bevor sich über gezupfte Kontrabasstöne, den Flügel und das Bandoneon ein voller Klang ergibt. Für ihre Einleitung bekommen die drei schon viel Applaus.
Humorvoll moderiert der Argentinier, der seit drei Jahren an der Jazzschule Basel unterrichtet, auf Deutsch das Programm. "Wir gehen zum Teufel" heißt das nächste Stück. Anschließend entführen die beiden Herren das Publikum mit einer "Milonga triste" in den Süden Argentiniens. "Dort ist es immer so kalt, darum spielt man langsam!" Ein meditatives, verträumtes Stück folgt; immer wieder scheint eine Melodie Anlauf zu nehmen, die erst nach vielen Takten zu einem verhalten tänzerischen Duett wird.
Dann kündigt der Moderator "etwas ganz Anderes" an, nämlich eine eigene Komposition - unverkennbar zeitgenössisch mit experimentellen Einlagen. Temperamentvoll und mitreißend interpretiert Diana Ketler solo einen Fandango aus dem 18. Jahrhundert. Danach erlebt das begeisterte Publikum einen virtuosen Bass, wie man ihn selten zu hören bekommt. Viel Biografisches vertonte Nisinman in seinem "Argentinier in Europa": erst fröhlich, dann gewichtig, am Ende siegt unbeschwerte Stummfilm-Musik. Der unterhaltsame, abwechslungsreiche Abend endet mit zwei Zugaben.