Initiative für eine neue Debatten-Kultur
Eine neu gegründete Gruppe will sich einmischen und mitreden: in den Museen, am Horten-Haus und beim Mies-Modell.
Krefeld. Irgendwann hatten sie genug von den Schlagzeilen. Die Debatte um den Monet-Verkauf, die Diskussion um die Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums oder die langwierige Suche nach einem Kunstdepot: Die leidigen kulturellen Zankäpfel der vergangenen Jahre verstanden Siegfried Gronert, Thomas Müller und ihre Mitstreiter als Aufforderung, selbst aktiv zu werden. Mit der neu gegründeten Initiative Stadtkultur möchten sie sich einmischen und mitreden.
„Wir sind keine Berufsdiskutanten“, stellt Müller gleich klar. „Es geht uns um Unterstützung und Dialog.“ Gronert wünscht sich eine „Debattenkultur“ für Krefeld: „Die Politik erzeugt teilweise ein desolates Bild der kulturellen Diskussion. Vieles wird zwischen den Parteien zerrieben.“
Die Mitglieder der Initiative — drei Professoren, der Kunsterzieher Müller und die Künstlerin Monika Nelles — möchten sich daher nicht politisch vereinnahmen lassen. Auch auf die Gründung eines Vereins haben sie bewusst verzichtet. Sie treffen sich regelmäßig und suchen gezielt das Gespräch mit Akteuren der Krefelder Kulturlandschaft.
Die ersten Erfolge konnten sie schon verbuchen. So ging das Aufstellen der Info-Tafel vor der Baustelle Kaiser-Wilhelm-Museum mit auf ihre Initiative zurück. In Gesprächen setzten sie sich auch dafür ein, den kunstgewerblichen Teil der Sammlung künftig stärker in den Fokus zu rücken. Museumschef Martin Hentschel hat dessen permanente Präsentation bereits zugesagt.
Doch bis zur Wiedereröffnung wünscht sich die Initiative weitere Aktivitäten, um das Museum ins Bewusstsein der Menschen zu rücken: Plakataktionen, Führungen durch die Baustelle oder Videoprojektionen an der Museumswand. „Es gibt Sachen, die man mit viel Witz und wenig Geld umsetzen kann“, sagt Gronert. „Es geht darum, die Leute für sich zu gewinnen.“
Doch nicht nur die Kunstmuseen will die Initiative auf diese Weise kritisch begleiten. Sie beobachten auch Themen wie die Auflösung des Denkmalausschusses, den Umbau des Horten-Komplexes oder das Mies-Modell auf dem Egelsberg. Darüber intensiv zu reden, löst vielleicht nicht jedes Krefelder Problem. Doch es kann ein erster Schritt sein.