Jackson-Abschied: Eine Harfe und ein wenig Heiterkeit

Mit dem 7. Sinfoniekonzert verabschiedete sich der Generalmusikdirektor von seinem Publikum.

Krefeld. Kaum begonnen, schon vorbei! Die Ouvertüre zur Oper „Maskerade“ von Carl Nielsen (1865- 1931) könnte man wegen ihrer Kürze durchaus als ein musikalisches Appetithäppchen bezeichnen. Für die Vorfreude auf den Besuch eines Maskenballs lässt der Komponist nicht viel Zeit.

Nach dem heiteren Einstieg in das 7. Sinfoniekonzert der Niederrheinischen Sinfoniker folgte als Kontrastprogramm mit Alban Bergs (1885-1935) Violinkonzert ein Requiem in zweifacher Hinsicht. Berg widmete das 1935 von dem amerikanischen Geigenvirtuosen Louis Krasner in Auftrag gegebene Konzert schon während seiner Entstehung Manon Gropius — „Dem Andenken eines Engels“. Die Tochter von Alma Mahler-Werfel und ihrem zweiten Mann, dem Bauhaus-Architekten Walter Gropius, war mit 18 Jahren an Kinderlähmung gestorben. Für seine Komposition wählte Berg nur zwei Sätze, die zum einen das Leben des jungen Mädchens und seinen Charakter widerspiegeln und zum anderen Manons Sterben in eindrucksvolle Klangbilder umsetzen.

Hier sieht man vor dem inneren Auge in den zarten Klängen der Solovioline und der Harfe das junge Mädchen, ein Hauch von Heiterkeit kommt auf, dann wird das Ringen mit dem Tode deutlich und das abschließende Adagio versinnbildlicht die Erlösung der Sterbenden. Die Uraufführung dieses Violinkonzerts im April 1936 in Barcelona sollte Berg nicht mehr erleben, er starb am Heiligabend 1935 an den Folgen eines infektiösen Insektenstichs. Manons Requiem war damit auch sein eigenes geworden.

Der Solist Linus Roth löst diese Aufgabe mit einer ausdrucksstarken und technisch brillanten Interpretation — unterstützt von einem nicht minder einfühlsam agierenden Orchester unter Andreas Fellner. Ursprünglich hatte Generalmusikdirektor Graham Jackson geplant, sein Abschiedskonzert vollständig selber zu dirigieren, doch sein Gesundheitszustand verhinderte dies.

Eine große Kraftanstrengung, die man ihm unter anderen Umständen nicht hätte gestatten können, forderte Hector Berlioz’ (1803-1869) Symphonie fantastique op. 14. Ein permanentes Wechselbad der Gefühle drückt sich in dieser „Episode de la vie d’ un artiste“ (Episode aus dem Leben eines Künstlers) aus. Träume und Leidenschaft, Emotionen auf einem Ball, wo der Künstler seine Angebetete trifft, Idyllen auf dem Lande, dann sieht sich der Künstler auf dem Weg zum Richtplatz, weil er seine Geliebte — in Gedanken — ermordet haben soll und das Ganze endet in einem Hexensabbat. Diese Glanzleistung von Orchester und Dirigent belohnt das Publikum mit Bravorufen und stehendem Applaus.