Literatur Japan-Mafia in der Mediothek
Christoph Peters las aus seinem neuen Roman „Der Arm des Kraken“ vor, der in Berlin spielt.
Krefeld. Mit drei Kapiteln mitten hinein in seinen neuen Roman: Christoph Peters las in der Mediothek aus „Der Arm des Kraken.“ Diese Lesung fand nicht nur in Kooperation mit dem Anderen Buchladen statt, sondern erstmals auch mit dem Deutschen Textil-Museum (DTM). Denn dort ist wie in dem Roman Japan das Thema. Die Verbindung zwischen der gestaltenden und schreibenden Kunst sind die Samurai.
Eine der Hauptfiguren in Peters’ neuem Roman nämlich ist Fumio, ein Angehöriger der japanischen Mafia Yakuza. Er kommt nach Berlin, um den Tod eines anderen Mitglieds aufzuklären und zu vergelten. Im ersten Kapitel schildert Peters, wie der über und über tätowierte Yuki tot in Berlin aufgefunden wird und gibt damit gleich ein Kostprobe seines köstlichen feinen Humors, seiner Beobachtungsgabe und seines Sprachtalents. Am Dialekt seiner Figuren hört man den Ort des Geschehens heraus.
Gegen diesen Abschnitt setzt der Autor einen anderen, der sich in der Perspektive und im Sprachfluss ganz stark unterscheidet: Neben den kühlen sachlichen Blick des Japaners Fumio tritt der hastige, atemlose der Kommissarin Annegret Bartsch. Ihr hat Peters die Form des Inneren Monologs gegeben.
„Ich weiß bis heute nicht ganz genau, wie es zu dieser Stimme gekommen ist“, sagt Peters nach der Lesung. Seinem Schreiben gingen immer ausführliche Recherchen und gründliche Planung des Inhalts voraus — und irgendwann würden sich die Figuren in seinem Kopf einfinden und zu sprechen beginnen. „Plötzlich hatte ich die Stimme im Ohr“, sagt er „dann habe ich mitgeschrieben und in diesem Ton weitererzählt.“
Wie stark diese Figuren Teil seines künstlerischen Lebens sind, zeigt auch, dass einige nicht bloß in einem Roman auftauchen. Im „Kraken“ trifft man Menschen aus Mitsukos Restaurant, und „Fumio kommt auch im nächsten Roman wieder vor“, so Peters. Er schreibt an der Fortsetzung, die in Japan spielt.
„Der Arm des Kraken“ wird häufig als Thriller oder Krimi bezeichnet, damit ist Peters nicht unbedingt einverstanden: „Der Unterschied zu meinen anderen Romanen ist gar nicht groß — das erzählerische Schreiben erfordert genau so viel Arbeit.“ Peters berichtete auch, dass er zufrieden sei, wenn er am Abend auf ein fertiges Blatt schauen könnte.
Das Thema Japan beschäftigt ihn schon länger: „Als 17-jähriger habe ich Herrigels "Zen in der Kunst des Bogenschießens" gelesen, seitdem begleitet mich diese Kultur.“ Nachzulesen auch in seinem kulinarischen „Mitsukos Restaurant“, dem wunderbaren „Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln“, das sich mit der Kunst des Töpferns befasst, und im Erzählungsband „Sven Hofstedt sucht Geld für Erleuchtung“. Ein spannender, kompakter und aufschlussreicher Leseabend, nicht nur für Peters-Fans.