Kultur Wo sich einst Nonnen zum Singen trafen
Bei Kerzenschein in der Konventskirche: Ein ganz besonderes Literatur- und Musikerlebnis.
Krefeld. Die Nonnenempore der Konventskirche ist fast nur in Kerzenlicht gehüllt und damit ein besonders stimmungsvoller Ort. Das Ambiente des Raums mit seinem historischen Gestühl passt bestens zum LiteraturLichtKonzert. Matthias Zangerle, der Organist des Abends, muss nur kurz darauf hinweisen, dass sich hier im 15. Jahrhundert die Ordensschwestern zum Singen und Beten trafen. In diese Zeit und Atmosphäre kann man sich schnell zurück versetzt fühlen.
Zangerle beginnt das Konzert mit Improvisationen im alten Stil an der Weidtmann-Orgel. Dabei spielt er zunächst eine Canzona, ein liedartiges Stück. Die Melodie begleitet er erst einmal nur zurückhaltend, als wolle er sie möglichst unbeeinflusst vorstellen. Danach zieht er für die nachfolgenden „Strophen“ jeweils ein anderes Register und gibt ihnen damit stets einen völlig unterschiedlichen Charakter. Viel Atmosphäre bringen Schalmei-artige Klänge.
Ute Büchter-Römer hat sich für ihren Part Texte ausgewählt, die vorwiegend im 16./17. Jahrhundert entstanden sind und von Nacht und Elend handeln. Als Kontrapunkte kommen wenige Zitate aus dem 19. und 20. Jahrhundert hinzu. Mit kräftiger Stimme, so dass es im Kirchenraum einen leichten Hall ergibt, beginnt sie an der Orgel stehend mit Gedanken von Hans Sachs (1494-1576), Johann Klaj (1616-1656) und Martin Opitz (1597-1639).
Es ist dabei nicht möglich, jede Aussage, jede Assoziation nachzuvollziehen, denn die Sprache dieser weit zurückliegenden Zeiten ist nicht mehr vertraut. Doch das tut dem Erlebnis keinen Abbruch, auch einfach nur zu lauschen, ist schon etwas Nicht-Alltägliches. Verständlicher wird es, wenn sie von Ingeborg Bachmann (1926-1973) „Erklär mir, Liebe“, „Anrufung des Großen Bären“ und „Freies Geleit“ rezitiert.
Nach dem Literatur-Teil des Abends wechselt das Publikum hinunter in den Chor, um von dort dem Musik-Teil zu folgen. Zangerle spielt Werke des 17. und 18. Jahrhunderts, wobei gewisse Verwandtschaften zu seinen einleitenden Improvisationen gut zu erkennen sind. Auch hierbei präsentiert er wieder das Spektrum der kleinen historischen Orgel, das dem Publikum sehr gefällt, denn es erhebt sich nach dem Konzertende gar nicht erst. Nach der eher rhetorischen Frage des Organisten „Wollen Sie noch ein Stück hören?“ lässt er mit einer sehr mittelalterlich klingenden Canzona das Konzert ausklingen.