St. Godehard in Vorst Abschied nach 38 Jahren

Tönisvorst · Urszula Neugebauer, Kirchenmusikerin und Organistin in der katholischen Gemeinde St. Godehard in Vorst, geht in den Ruhestand.

Urszula Neugebauer verabschiedet sich nach 38 Jahren als Kirchenmusikerin und Organistin in der katholischen Pfarre Vorst in die Altersteilzeit.

Foto: GdG Kempen-Tönisvorst

(Red) Mit Musik Menschen begleiten, durch den Gottesdienst, bei Hochzeiten und Taufen, bei Beerdigungen und ein bisschen auch durchs Leben. Das ist es, was Urszula Neugebauer immer die größte Freude an ihrem Beruf bereitet hat. 38 Jahre lang hat die studierte Kirchenmusikerin als Organistin in St. Godehard Vorst gearbeitet, in den letzten zwölf Jahren war sie auch in St. Cornelius in St. Tönis tätig. Nun verabschiedet sich die 62-Jährige aus gesundheitlichen Gründen in die Freistellungsphase der Altersteilzeit. Zwei Gottesdienste am Samstag in St. Cornelius und am Sonntag in St. Godehard finden ihr zu Ehren statt (siehe Infokasten).

Mit 23 Jahren kam Urszula Neugebauer gemeinsam mit ihrem Mann an den Niederrhein. Beide hatten im polnischen Krakau Musik studiert. In St. Godehard fand die junge Frau schnell eine Stelle als Chorleiterin, ein Jahr später bot die Pfarre ihr die Stelle der Organistin an. Schnell lernte Urszula Neugebauer die deutsche Sprache, schloss Freundschaften und wurde in Vorst heimisch. „Ich habe durch meinen Beruf jeden Tag interessante und nette Menschen kennengelernt“, erzählt die 62-Jährige.

Besonders gerne erinnert sie sich an die Zeit, als sie einen Verein gründete, der Spenden für die Restaurierung der mehr als 100 Jahre alten Klais-Orgel sammelte, die in St. Godehard steht. „Die Orgel war in einem ganz schlechten Zustand“, erzählt die Musikerin. Die Tasten seien zerkratzt und teilweise angebrochen gewesen, die Bespannungen der Blasebälge porös, manche Töne waren der Orgel, die 26 Stimmen umfasst, zeitweise gar nicht mehr zu entlocken. „Ich habe Benefizkonzerte organisiert und gespielt, wir haben überall für die Restaurierung geworben und schließlich 120 000 Euro gesammelt“, erzählt Neugebauer nicht ohne Stolz.

Ob es einen Nachfolger geben wird, steht noch nicht fest

Fünf Jahre dauerte es, bis der Verein das Geld zusammen hatte und eine Fachfirma mit der Restaurierung beauftragt werden konnte. „Der Tag, als ich erstmals auf der restaurierten Orgel spielen konnte, war einer der Höhepunkte meiner beruflichen Laufbahn“, sagt Urszula Neugebauer. Tatsächlich erfüllt die Klais-Orgel die Vorster Kirche mit einem Klang, der mancher Kathedrale in nichts nachsteht.

Aber nicht nur den Klang der Orgel werde sie vermissen, weiß die 62-Jährige schon jetzt. „Ich liebe es, allein in der Kirche zu sein“, sagt die Musikerin, „ich mag die Atmosphäre, das Licht, die Ruhe.“ In Kirchen habe sie sich immer sicher und beschützt gefühlt. Im Ruhestand werde sie auch weiterhin aushelfen, verspricht die passionierte Kirchenmusikerin. Aber sie freue sich auch auf Reisen mit ihrem Mann und auf mehr Zeit mit der sechsjährigen Enkeltochter.

Ob es eine Nachfolgerin für Urszula Neugebauer geben wird, steht noch nicht fest. Die GdG Kempen-Tönisvorst, zu der die Gemeinden St. Godehard und St. Cornelius gehören, hat mit Christian Gössel, Ralph Hövel und Stefan Thomas drei weitere Organisten, die die Gemeinden kirchenmusikalisch betreuen.