Rumänienhilfe Vorst Hilfe startete mit einem Brief
Vorst · Die Rumänienhilfe Vorst blickt in diesem Jahr auf ihr 30-jähriges Bestehen zurück. Alles fing mit dem herzzerreißenden Brief einer Ordensschwester an.
Was Schwester Angela vor nunmehr drei Jahrzehnten auslöste, als sie im Dezember 1991 einen Brief an ihre Schwester Hanni Hasenau in Vorst schrieb, das konnte die Ordensschwester der Franziskanerinnen in Salzkotten damals nicht ahnen. In dem Brief beschrieb sie ihrer Schwester das Elend, das sie im rumänischen Caransebes angetroffen hatte, wo sie zu Besuch weilte. Hasenau, die diesen Brief kurz vor einer Vorstandssitzung der Kolpingsfamilie Vorst erhielt, war schockiert. Bei der Sitzung auf ihre Niedergeschlagenheit angesprochen, zeigte sie den Brief ihren Vorstandskollegen. Sie alle waren sich einig: Diesen Menschen müsse man helfen.
Die im Brief beschriebenen Zustände lösten eine Welle des ehrenamtlichen Einsatzes aus. Die Kolpingsfamilie Vorst startete eine Sammlung von Kleidern, Lebensmittel und Medikamenten. Im April 1992 ging eine erste Hilfslieferung in das rund 1750 Kilometer entfernte Caransebes, wobei die Kolpingsfamilie Effelt half. Sie baute seinerzeit bereits eine Station auf, allerdings 180 Kilometer von Caransebes entfernt. Die Hilfslieferung kam an und der Dank war groß. Es sollte keine Eintagsfliege bleiben, denn mit ihr war die Rumänienhilfe Vorst von der Kolpingsfamilie Vorst und der katholische Kirchengemeinde St. Godehard ins Leben gerufen worden.
Im Laufe der Zeit kamen die evangelische Kirchengemeinde und die Caritas aus Vorst dazu. Nicht zu vergessen, die freiwilligen Feuerwehren der Kreise Viersen und Kleve sowie Krefelds. Schon im zweiten Jahr gab es die Lebensmittel-Sammelaktion unter dem Motto „Ihre Feuerwehr hilft – komm hilf mit“. Seitdem laufen Jahr für Jahr in den Gerätehäusern die Lebensmittel-Sammelaktionen. Die Feuerwehren sind es auch, die viele der Hilfslieferungen über die Jahrzehnte nach Caransebes gebracht haben.
Unterschiedlichste Hilfsgüter werden nach Rumänien gebracht
Dort sind es wiederum die Salzkottener Franziskanerinnen, die die Hilfsgüter unter die Menschen bringen. „Wir haben auch Krankenhausbetten, medizinisches Gerät, Schulmöbel, Landmaschinen, Kranken- und Feuerwehrwagen sowie Container voller Werkzeug oder Ersatzteile nach Caransebes gebracht“, sagt Hans Holtschoppen, der Vorsitzende der Rumänienhilfe Vorst. Die Liste der Hilfsgüter ist aber noch viel länger. Ganze Werkstätten, Großküchen, Baugerüste, Elektromotoren und Sanitärbedarf machten sich auf die Reise.
Erinnerungen gibt es reichlich. Ob der Lkw, der 1993 vor der Vorster Kirche St. Godehard gepackt wurde, der Handwerkertrupp der Kolpingsfamilie, der bei den Schwestern in Caransebes die Heizung reparierte, der Lkw voller Plüschtiere, der in der rumänischen Stadt Kinderaugen leuchten ließ – ein jeder der freiwilligen Helfer denkt an besondere Momente zurück.
„Was ich in Rumänien gesehen habe, werde ich nie vergessen. Die Eindrücke behält man sein Leben lang. Die Not, die anfangs herrschte und die es heute immer noch gibt, ist unvorstellbar“, sagt Helene Huben, die selber zweimal mit nach Caransebes fuhr. „Ich bin so oft vor Ort gewesen, ich würde die Strecke auch zu Fuß finden“, sagt Jakob van Heesch. Die unzähligen Grenzkontrollen während der Reisen haben sich bei ihm fest ins Gedächtnis eingeprägt.
1 750 000 Kilometer wurden mit den Lkw voller Hilfsgüter gefahren. Dazu kommen 525 000 Kilometer eines Begleitbusses, der teilweise mit unterwegs war. Über 1000 Fahrer gingen in den Einsatz. Die Caritas-Frauen in Vorst packten eine halbe Million Bananenkartons mit Bekleidung. Jedes einzelne Stück ging dabei durch ihre Hände und wurde kontrolliert, ob es sauber und in Ordnung war. Jeder Karton mit Lebensmittel, Bekleidung oder Spielzeug musste in die Transportfahrzeuge gegeben und wieder herausgeholt werden. 12 000 bis 16 000 Kartons fasst ein jeder Lkw dabei.
Eines ist klar: Ohne die breite Unterstützung aus der Bevölkerung, die Jahr für Jahr spendet, Sach- wie auch Geldspenden für den Transport, der Hilfe von Firmen, darunter auch Speditionen, und dem Einsatz von unzähligen Ehrenamtlern aus den verschiedenen Bereichen – allen voran die Mitglieder der Feuerwehren, die oftmals eine Woche von ihren Urlauben opfern, um die Hilfsfahrzeuge begleiten zu können – wäre die Arbeit der Rumänienhilfe Vorst nicht möglich. Sie alle zusammen bilden das Hilfskonstrukt für Caransebes. Mittlerweile ist die Rumänienhilfe weit über die Stadtgrenzen von Tönisvorst bekannt. Was die Hilfe aus Vorst bewirkt hat, das wissen die Ehrenamtler, die von Anfang an dabei waren und selber oft mitgefahren sind, am besten.
Und eins wissen sie auch, der rumänische Ort ist weiter auf die Unterstützung der Rumänienhilfe angewiesen, damit angestoßene Projekte wie die Suppenküche, die Kleiderkammer und die Sozialstation weiterlaufen können.