„Best-Practice-Beispiel“ aus Willich Auszeichnung fürs Hinzen-Haus
Willich · Im denkmalgeschützten Hinzen-Haus in Willich hat nicht nur das Stadtmanagement eine Anlaufstelle. Dort können Gründer, Vereine und andere auch für einen Monat einen Pop-Up-Store öffnen. Ein gutes Beispiel, um die Innenstadt zu fördern.
(biro) Das Projekt Hinzen-Haus des Stadtmanagements in Willich ist als „Best-practice-Beispiel für Innenstadt, Handel und städtisches Leben“ ausgezeichnet worden. Am Dienstag gab es das Gütesiegel von der Cima Beratung und Management GmbH, die damit besondere Projekte in Städten auszeichnet, die das Leben in der Innenstadt fördern. Denn die Probleme sind überall ähnlich: Was die Städte und Zentren in der aktuellen Situation brauchten, seien schnell umsetzbare, praktische Maßnahmen zur Belebung, heißt es von der Cima: „Es sind sichtbare Impulse gefragt, die Lösungen bieten für herausfordernde, individuelle Situationen vor
Ort.“
Wie man einen solch sichtbaren Impuls erfolgreich setzen kann, zeigt das Willicher Stadtmanagement seit gut einem Jahr. Im Februar 2021 mietete die Stadt das denkmalgeschützte, leerstehende Hinzen-Haus am Markt an, das Stadtmanagement machte eine Anlauf- und Begegnungsstätte für Bürger, Händler und Unternehmer daraus. Zweimal wöchentlich sind Mitarbeiter des Stadtmanagements vor Ort, um Ansprechpartner für Bürger, Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleister zu sein, die Fragen haben oder Anregungen geben möchten. „Sonst sitzen wir im Technischen Rathaus, aber nach Neersen verirrt man sich nicht mal eben“, sagt Marc-Thorben Bühring vom Stadtmanagement: „In einer Stadt wie Willich geht vieles über Netzwerke. So sind wir hier an zwei Tagen pro Woche präsent, und die Leute können auch einfach mal eben in der Mittagspause zu uns kommen.“ Den größten Teil des Hinzen-Hauses hingegen bespielen Existenzgründer, Künstler oder Vereine, die für einen oder zwei Monate dort einen Pop-Up-Store öffnen und damit ausprobieren können, ob ihr Angebot von den Willicher Kunden angenommen wird.
Vor Weihnachten wurde
das Haus zum Weihnachtslädchen
Die Hoffnung des Stadtmanagements ruht auch darauf, dass der ein oder andere dabei vielleicht feststellt, dass sein Angebot in Willich sehr gut angenommen wird – und deshalb dauerhaft einen eigenen Laden eröffnen möchte. Dann hilft das Stadtmanagemen dabei, ein passendes Ladenlokal zu finden.
Im vergangenen Jahr sagten einige Gründer, die sich für einen Pop-Up-Store im Hinzen-Haus interessierten, corona-bedingt zunächst ab. Vor Weihnachten wurde das Haus dann zum Weihnachtslädchen, das so gut besucht war, dass die Ware nach drei Wochen ausverkauft war. Aktuell ist nun der zweite Pop-Up-Store eingezogen: Monika Glanzberg bietet im März und April Weine „für Kenner, Einsteiger und Genießer“ an, dazu sind mehrere Veranstaltungen mit Wein-Verkostungen geplant. Die Nachfrage weiterer Kurzmieter ist da: Das Stadtmanagement führt eine Warteliste, bis Oktober ist das Hinzen-Haus bereits verplant.
Die Örtlichkeit sei für einen Pop-Up-Store sehr gut, sagt Bühring: „Das Haus hat schon durch seine Geschichte sehr viel Charme.“ Hinzu komme das Ambiente, die Lage am Markt mit der Kirche im Hintergrund, wo Menschen an lauen Sommerabenden sitzen und Eis essen. Kunden kommen vorbei, Parkplätze gibt es auch, „man wird wahrgenommen“, sagt Bühring, „das ist eine 1A-Lage.“
Über das Gütesiegel und die Auszeichnung als „Best-practice-Beispiel“ freut sich Bühring sehr: „Das ist eine Bestätigung für den Weg, den wir gehen. Die Cima belohnt unsere Idee, und wir werden sichtbar im Netzwerk ,Stadtimpulse‘, in dem solche guten Beispiele aus ganz Deutschland aufgeführt werden.“
Städten und Gemeinden, die sich nun an der Willicher Idee ein Beispiel nehmen und ebenfalls solch ein Projekt umsetzen wollen, rät Bühring, mutig zu sein. Man brauche eine „passende Location, nicht irgendwo weit draußen, sondern in der Nähe zu anderen Händlern“. Und dann „muss man den Mut haben, es einfach zu machen und Ideen zulassen.“