Check-In-Berufswelt im Kreis Viersen Firmen auf der Suche nach Azubis
Kreis Viersen · Der Fachkräftemangel hat sich in der Pandemie weiter verstärkt, im Kreis Viersen werden den Unternehmen in den nächsten Jahren tausende Jugendliche fehlen. Am 17. Mai öffnen sie wieder ihre Türen, um sich potenziellen Azubis zu präsentieren.
Es ist mittlerweile eine feste Einrichtung im gesamten Kammerbezirk der IHK Mittlerer Niederrhein: das Kennenlernevent „Check-In Berufswelt“. Dabei können sich Schülerinnen und Schüler bei einem Schnuppertag ein Bild von ihrem möglichen zukünftigen Beruf machen und ähnlich einem Tag der offenen Tür ihr Wunschunternehmen besichtigen und Gespräche mit Verantwortlichen und bereits in Ausbildung befindlichen Jugendlichen führen.
Was in der Vergangenheit besonders für die potenziellen Auszubildenden eine große Gelegenheit darstellte, ist heute umso wichtiger für die Unternehmen. „Nicht erst die vergangene Konjunkturumfrage hat gezeigt, dass der Fachkräftemangel derzeit das wohl größte Risiko für Unternehmen ist. Gerade auch die Pandemie hat das noch einmal verstärkt. Wir haben in dieser Zeit einen Rückgang der Ausbildungsverhältnisse um rund zehn Prozent gesehen. Umso wichtiger sind Werkzeuge wie Check-In-Berufswelt“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Er zeichnet seit vielen Jahren verantwortlich für das Event, das jeweils im Frühsommer stattfindet. Seine Einschätzung untermauert er auch mit Zahlen: „Allein in unserem Kammerbezirk werden in den kommenden Jahren zwischen 20 000 und 25 000 Fachkräfte fehlen. Da hilft nur: ausbilden, ausbilden, ausbilden“, sagt er.
Unternehmen buhlen sehr
engagiert um den Nachwuchs
Das Ausbilden allerdings ist derzeit leichter gesagt, als getan, denn der Arbeitsmarkt gibt aktuell nur wenige Jugendliche her. Die Gründe sind vielfältig, wie auch die scheidende Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Krefeld, Bettina Rademacher-Bensing, unlängst bei ihrer letzten Jahrespressekonferenz in alter Funktion erläuterte. „Viele Jugendliche versuchen heute, zunächst zu studieren. Das zieht sie aus dem Ausbildungsmarkt.“ Dazu kommen aber auch ganz banale demographische Gründe. Es gibt schlicht weniger Jugendliche“, erläuterte sie seinerzeit. Ein weiterer oft genannter Grund: In Zeiten der Pandemie drücken Schulen und Lehrer oft beide Augen zu und lassen Schülerinnen und Schüler im Zweifel doch durchkommen, wo in der Vergangenheit das Erreichen beispielsweise der gymnasialen Oberstufe undenkbar gewesen wäre. In der Folge ergibt sich ein gewisser Versatz, denn die Jugendlichen, die in normalen Jahren auf den Ausbildungsmarkt gekommen wären, bleiben nun noch ein, zwei oder gar drei weitere Jahre in der Schule.
Entsprechend engagiert sind die Unternehmen im Buhlen um Nachwuchs und haben in der Pandemie kein bisschen nachgelassen. Bereits jetzt seien für die Ausgabe des laufenden Jahres schon 20 Unternehmen im Kreis Viersen angemeldet – und das, obwohl die Frist noch bis zum 1. April läuft. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren es 49 Ausbildungsbetriebe im Kreis, die von 413 Interessenten besucht wurden. 2020 beteiligten sich trotz damaligen Lockdowns 38 Betriebe, die jedoch nur 209 Besucher begrüßen durften. Im letzten Vor-Pandemiejahr 2019 hatten sich 42 Unternehmen über stolze 510 Besucher gefreut, gibt der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der IHK, Lutz Mäurer, an. Wie viele Ausbildungsverhältnisse aus diesen Besuchen entstanden, wird nicht erfasst. „Das liegt auch daran, dass es sein kann, dass ich Unternehmen A besuche, dann aber bei Unternehmen B in der gleichen Branche meine Ausbildung beginne“, erläutert Mäurer. Steinmetz wirbt eifrig für die Möglichkeit. „Es ist für Jugendliche eine tolle Gelegenheit, ein wirkliches Gefühl für die Realität im Job zu bekommen. Wir bieten die Termine in Präsenz, aber für alle, die bei der derzeitigen Situation ein mulmiges Gefühl haben, auch virtuell an. Explizit gibt es die Möglichkeit, mit bestehenden Auszubildenden zu sprechen und sich ein wirklich realistisches Bild von der Arbeit zu machen“, sagt er. Das Prinzip der dualen Ausbildung sei ein Erfolgsmodell, das gleichermaßen etabliert wie zukunftsfähig sei. „Es ist, so möchte ich sagen, ein bereits etabliertes Zukunftsthema. Die duale Ausbildung bietet viele Chancen und Möglichkeiten für berufliche Entwicklung. Sie ist die beste Basis für eine erfolgreiche Karriere“, sagt er. Entsprechend hofft er auf eine erneut gute Resonanz. Denn am Ende profitieren alle: Das Unternehmen bekommt potenzielle Fachkräfte und die Jugendlichen einen guten Jobeinstieg, der alle Optionen offenlässt.