Jazzkonzert Gefühlvolle Balladen ohne Kitsch und Pathos
Krefeld · Die südkoreanische Jazzpianistin Sol Jang gastierte mit ihrem Trio in Krefeld — dazu musste auch ein Flügel in den Jazzkeller bugsiert werden.
Früher musste es ja wenigstes der niederländische Piano-Star Jasper van’t Hof sein. Für ihn ließen die Verantwortlichen des Jazzklubs Krefeld schon einmal ausnahmsweise starke Männer anrücken, die einen Stutzflügel die enge Jazzkeller-Treppe hinunterschleppten. Jetzt machten sie es auch für Sol Jang, Sol wer? Nun, eine aus Südkorea stammende Pianistin, gerade mal 27 Jahre alt und sicher noch am Beginn ihrer Karriere. Eine Treppenraupe macht’s heutzutage dann aber auch wesentlich einfacher, einen Stutzflügel auf die kleine Kellerbühne zu schaffen.
Die Musikerin hat Jazz in den USA und den Niederlanden studiert
Ihr Trio nennt die Pianistin Sol Jang International Project, und das Instrument eines in Krefeld nicht unbekannten japanischen Herstellers tat dem Konzert hörbar gut. Lukas Keller begleitete Jang am Kontrabass, Hendrik Eichler war der Mann am Schlagzeug, beide ähnlich jung wie ihre Bandleaderin.
Jang hat in Philadelphia (USA) und im niederländischen Arnheim Jazz studiert. In den Staaten sei man sehr auf Tradition bedacht, würde man zum Beispiel alles andere als Swing-Rhythmik als Verrat am kulturellen Erbe werten. In Arnheim würde man die Grenzen des Jazz nicht so eng ziehen, berichtete Jang in einer ihrer Ansagen.
Es waren dann gerade mal zwei Stücke, in denen die Band triolisch swingte, dann aber auch gleich in sehr schnellem Tempo. Überwiegend wurde vermeintlich freier agiert, also mit gerader Achtelaufteilung. Gleichwohl waren Jangs Kompositionen aber stark am Modern Jazz orientiert. Soviel Songstrukturen, also liedhafte Akkordschemata oder auch kürzere sogenannte Vamps, hat man jedenfalls schon länger nicht mehr bei Konzerten des Jazzklubs im Keller gehört.
In balladeskem und höchstens einmal mittelschnellem Tempo kann Jang ihre Stärken am besten beweisen. Dazu gehören eine disziplinierte Phrasierung und die Fähigkeit, die Spannungsbögen auch bei langsamen Tempi so zu gestalten, dass sie nicht durchsacken. Jangs Anschlag ist ordentlich, die Geläufigkeit geriet bei den schnelleren Nummern manchmal etwas ins Stolpern.
Die Eigenkompositionen Jangs sind sehr stimmungsvoll, ohne zu gefällig zu werden, oft verarbeitet sie damit emotionale Erlebnisse, wie sie erzählte. Daher mag rühren, dass sie Balladen bevorzugt und bei diesen häufig den Dreivierteltakt. Die zwei geswingten Bebop-Nummern und auch ein Stück mit Jazzrock-Groove sorgten für geschickt eingestreute Abwechslung.
Lukas Keller am Kontrabass erwies sich als bis zur Unauffälligkeit solide, was nicht negativ gemeint ist. Hendrik Eichler am Schlagzeug spielte jedenfalls auffälliger, konnte auch mit seinen gut strukturierten Soli mehr überzeugen. In der Begleitung drängten sich beide zusammen jedenfalls nicht nach vorne, ganz klassisch lag die Führung in diesem Trio bei der Pianistin. Anerkennender Applaus für die Band, deren Entwicklung man durchaus verfolgen sollte.