Jazz mit der Melancholie des Folk

Der Geiger Ola Kvernberg mit seinem Trio im Jazzkeller.

Krefeld. In der großen Schar der Musiker, die mit dem Trondheim Jazz Orchestra im Frühjahr hier gastierten, war er schon als Solist aufgefallen. Nun kam Ola Kvernberg mit seinem eigenen Trio nach Krefeld. Der Jazzklub hatte den talentierten Geiger eingeladen. Um 5 Uhr morgens waren die Musiker in Oslo aufgebrochen, kurz vor 21 Uhr standen sie im Jazzkeller auf der Bühne.

Der Spielfreude Kvernbergs an Bratsche und Violine hatte die lange Reise offenbar nicht geschadet, ebenso wenig dem außergewöhnlich engagiert auftrumpfenden Steinar Raknes am Kontrabass und Erik Nylander an Schlagzeug und elektronischer Perkussion. Nach einem elegischen Intro mit langen Tönen von der Bratsche entfesselten Raknes und Nylander einen heftig pulsierenden Strudel, über dem die Bratsche schwebte wie ein Vogel im Sturm.

Kvernberg kommt aus dem Folk, und das ist seiner Musik anzuhören. Er ist ein „Fiddler“, der die Töne zieht, sangbare Phrasen mit einem Hang zu melancholischer Stimmung zu langen Melodieketten reiht. Dank klassischer Ausbildung bedient er seine Instrumente virtuos. Die harmonisch überschaubaren Folkstrukturen der Stücke werden mit Mitteln des Jazz aufgepeppt. Oft spielt Kvernberg seine Melodien in halbiertem Tempo in Relation zur Begleitung, damit baut sich Reibung auf.

Fast jedes Stück schafft atmosphärisch dichte Klangbilder. Dass Kvernberg viel Filmmusik komponiert, ist unüberhörbar. Hier stehen nicht ausgebuffte Soli im Vordergrund, dieses Trio erzählt gemeinsam Geschichten, denen man im Jazzkeller wie gebannt zuhörte. kMs