Riesenparty Knallköppe, Erdnüsse, Affe Willi — alle sind in Top-Form

Die Karnevals-Revue des Bockumer Sängerbunds im Seidenweberhaus hat Tradition und begeistert das Publikum.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Natürlich liegen Liedertexte auf den Tischen, wenn der Gesangsverein Sängerbund 1884 Krefeld-Bockum zu seiner Karnevals-Revue einlädt. Bei ihm wird Ponzelars Panoptikum zu einem besonders klingenden Kuriositätenkabinett und das hat für ein nahezu ausverkauftes Seidenweberhaus gesorgt. Darüber kann sich Präsident Karl Müller bei seiner Begrüßung auch freuen: „Und das, obwohl es heute große Konkurrenz in Krefeld gibt. Danke, dass Sie uns die Treue über die vielen Jahre gehalten haben!“

Gleich startet der Sängerbund mit seiner Eröffnungsparodie. Der Clowns-Chor schmettert sein „Panoptikum van Krie-ewel!“ unter der Leitung seines Dirigenten Stephan Krings. Dabei verrät man „Wir brauchen keine Millionen!“ und gibt Meister Ponzelar nach der Melodie von Café Oriental auch einen orientalischen Hauch.

Viele im Saal studieren aufmerksam die Textzettel, aber gegen den stimmgewaltigen Sängerbund kommen sie nicht so recht an — obwohl die meisten die Evergeens von Hazy Osterwald und Bill Ramsey kennen.

Als Experte für Brandschutz rollt Feuerwehrmann Kresse (alias Klaus Bömeke) auf Inlinern auf die Bühne und plaudert aus seinem Alltag. Knubbelvoll und vorherrschend Rot-Weiß wird es auf der Bühne, als das Tanzcorps Colonia Rut Wiess Köln von der KG Schlenderhaner Lumpe auftritt. Da fliegen erst nur die Beine, dann die Mädchen. Mit ihren sportlich-akrobatischen und perfekt synchronen Tänzen begeistern die zwei Dutzend Tanzpaare das Publikum, das sie begeistert mit Klatschen und Jubeln anfeuert. Da kommt das Tanzcorps nicht an einer Zugabe vorbei, die sogar Hebefiguren in vier Ebenen bietet. Die erste Rakete des Abends ist fällig.

Es wird etwas ruhiger, als „ne Knallkopp“ (Dieter Röder) mit seinem trockenen Humor das Publikum zum Lachen bringt, indem er aus seinem Leben erzählt. Ein Freund von ihm sei auf dem Jakobsweg gewandert und habe sich gewundert, dass es keinen Kaffee gab.

Das Krefelder Prinzenpaar Dieter I. und Britta I. schaut natürlich beim Bockumer Sängerbund vorbei und verleiht Orden an Chormitglieder. Den für den karnevalistischen Nachwuchs vorgesehenen Orden erhält der Dirigent Stephan Krings, schließlich ist er erst 55 Jahre alt, wird verraten.

Nach dem offiziellen Zeremoniell wird es richtig lustig, als „Die Erdnuss“ (Stefan van den Eertwegh) im roten Frack mit Erdnuss-Koffer die Bühne betritt. Sein Geräuschrepertoire und seine komödiantische Kreativität begeistern sofort. Die Erdnuss ist in Top-Form. Bei seinem Exkurs in die Tierwelt erfährt man auch, dass Amerika einen Goldhamster als Präsidenten habe.

Die Stimmung ist bestens und macht der Band de Froende ihre Arbeit leicht. Das Publikum singt und klatscht mit, schunkelt und tanzt.

Als letzter Büttenredner des Abends kommen der Bauchredner Klaus Rupprecht und sein Affe Willi auf die Bühne. Schlagfertig, rotzfrech, aber auch mit dem richtigen Durchblick präsentiert sich der Affe, der zu allen Ereignissen seinen Senf dazu geben kann.

Während die anderen Büttenredner sich in zeitlosen Witzen ergehen, ist Affe Willi ein aufmerksamer Beobachter der aktuellen internationalen Politik. „Auf einem Kreuzfahrtschiff sind Trump, Putin und Erdogan. Das Schiff geht unter. Wer wird gerettet?“ Pause. „Die Welt!“ weiß Willi.

Ganz traditionell schließt die Karnevals-Revue der Bockumer: Nach dem Sängerbund-Finale um Mitternacht wird im Foyer noch weiter gefeiert und getanzt.