Männer-Wohngemeinschaft schafft Platz im Kühlschrank

Rüdiger Höfken und Moses W. werfen einen gelungenen musikalisch-kabarettistischen Rückblick auf das vergangene Jahr.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Dass Rüdiger Höfken und Moses W. am Samstag nicht zum ersten Mal gemeinsam auf einer Kleinkunstbühne standen, spürte man. Die beiden Comedians sind befreundet und haben eine ähnliche Art, ihr Publikum zu unterhalten. Man könnte sie sich durchaus in einer Männer-WG vorstellen, in deren Kühlschrank es kunterbunt zugeht. Einiges ist abgelaufen, anderes zu fett oder schlichtweg ungenießbar. Dazwischen gibt es eine Reihe Sahnestücke, die in einem musikalisch-kabarettistischen Rundumschlag auf der Bühne im Kulturpunkt Friedenskirche kredenzt wurden — mal schmackhaft, mal schwerer verdaulich.

Ihre Rollen haben sie geschickt aufgeteilt: Höfken übernimmt den eher politischen Part, Moses W. den des Boulevards mit musikalischer Untermalung an der Gitarre. Weil sie sich in kurzen Abständen abwechseln, kommt auch keine Langeweile auf. Allerdings brauchten sie etwas Anlaufzeit, bis es rundlief, wie es auch in einer WG vorkommt. Spätestens im zweiten Teil liefen beide zur Hochform auf.

Rüdiger Höfken

Als Leitfaden ihres Programms diente die ellenlange Liste prominenter Verstorbener im letzten Jahr — von Muhammad Ali („Mein härtester Kampf war der gegen meine erste Ehefrau“) über „Schimmi“ Götz George bis zu Leonhard Cohen.

Höfken stellte auch seine Top-20 vor, die nicht gestorben sind, wie Erdogan, Marie le Pen, Frauke Petry, Björn Höcke, Uli Hoeneß oder Mario Barth. „Ich wünsche allen ein langes Leben, aber nicht unbedingt auf diesem Planeten“, reimte er. Natürlich durften auch aktuelle Ereignisse nicht fehlen. „Wer 2015 auf Brexit, Trump als US-Präsident und Portugal als Fußballeuropameister gewettet hätte, wäre reich geworden“, meinte Höfken. Und empfahl gleich eine einträgliche Dreierwette für 2017: „Die Krefeld Pinguine werden deutscher Eishockey-Meister, Sigmar Gabriel wird Bundeskanzler und Donald Trump heiratet Putin beim ersten Christopher Street Day in Moskau.“

Moses W. beschäftigte sich musikalisch mit tragischen und emotionalen Ereignissen des letzten Jahres. So intonierte er „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ als Co-Produktion von Heino und Ramstein. Damit könne man endlich die letzten Plätze beim European Song Contest verlassen. In Reminiszenz an Leonhard Cohen interpretierte er einfühlsam dessen Welthit „Hallelujah“ — zunächst im Original, dann mit eigenem deutschen Text. „Tu was, bitte tu was“ richtete er sich ans applaudierende Publikum, das sich gegen eine populistische AfD auflehnen solle.

In die Zukunft schauend dichtete er Helena Fischer — ungeborene Tochter von Helene — den Veggie-Song „Bratenlos durch die Nacht“ an. Mit der Zugabe „Alles Lüge“ beschäftigten sich Moses W. und Höfken musikalisch gemeinsam mit einem der Hauptthemen des Jahres — den „Fake News“ mit kreativen Textbeispielen — und entließen ein zufriedenes Publikum damit in die Nacht: „Es ist wahr, dass Kühe das Gras nicht rauchen, sondern fressen.“