„Mies van der Rohe Award“ Industrie und Kunst treffen aufeinander

In den 30er Jahren hat der Architekt Ludwig Mies van der Rohe ein Fabrikgebäude gebaut — dort wird Mittwoch eine Ausstellung eröffnet.

Foto: DJ

Krefeld. Alle zwei Jahre wird der renommierte und einzige europäische Architekturpreis, der „Mies van der Rohe Award“, verliehen. Darauf folgt eine zweijährige Ausstellungstour durch Europa. In diesem Jahr gehört neben Paris, Prag und Barcelona auch Krefeld zu den ausgewählten Orten. In dem ehemaligen Verseidag-Fabrikgebäude, das Ludwig Mies van der Rohe entworfen hat, wird Mittwochabend um 19 Uhr die Ausstellung eröffnet. „Das ist ist das erste Mal, dass wir in einem Originalgebäude ausstellen. Das ist etwas Besonderes“, erklärt Timo Klippstein, Pressesprecher des Museums für Architektur und Ingenieurkunst NRW (MAI).

Foto: Hufton+Crow

Zu sehen sind in dem Industriebau Fotos, Videos und Modelle ausgewählter Projekte, die für den Award nominiert waren. Es gab 420 Nominierungen, daraus hervorgegangen ist eine sogenannte Shortlist mit 40 Nominierten. Entschieden hat sich die Jury für fünf Finalisten. Daraus ist ein Hauptgewinner hervorgegangen: die Philharmonie in Stettin (Polen). Außerdem wurde ein Sonderpreis für junge Architekten vergeben, das Wohnhaus ist in der Ausstellung zu sehen.

2009 wurde die Award-Ausstellung das erste Mal in NRW gezeigt, auch da hatten sich die Organisatoren des Museums für Architektur und Ingenieurkunst NRW bereits für den Standort Krefeld interessiert. Allerdings war das Fabrikgebäude damals in keinem guten Zustand. Dafür hat es jetzt geklappt. „Das war ein Traum von uns. Dieses Gebäude ist besonders spannend. Wir wollen damit auch den Komplex ins Bewusstsein bringen“, erklärt Ursula Kleefisch-Jobst, Generalkuratorin des MAI. Die Verseidag-Bauten sind weltweit die einzigen Industriebauten des Architekten. Daneben gibt es in Krefeld von ihm noch die ehemaligen Wohnhäuser Esters und Lange.

Der Mies-van-der-Rohe-Award wurde 1987 von der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur ins Leben gerufen und ist mit 60 000 Euro dotiert. „Die Maßstäbe, die Mies gesetzt hat, spielen heute bei der Auswahl der Gewinner noch eine Rolle“, erklärt Kleefisch-Jobst.

Zur Ausstellung gibt es auch eine Krefelder Besonderheit: Im Eingangsbereich wird die Geschichte der Verseidag und die Beteiligung von Mies van der Rohe präsentiert. „Das Bauwerk wurde in der Forschung bisher stiefmütterlich behandelt. An manchen Bauwerken war die Beteiligung stärker als angenommen, an anderen wiederum schwächer“, erklärt Norbert Hanenberg von der Technischen Hochschule Mittelhessen. Er forscht mit seinem Kollegen Daniel Lohmann von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen bereits seit fünf Jahren an dem Gebäude. Zu den Ausstellungsstücken gehören Modelle des Fabrikgebäudes, historische Dokumente sowie Skizzen und Original-Baumaterial.