Konzertkobold verärgert Beethoven

Die Niederrheinischen Sinfoniker haben das Publikum beim Kinderkonzert nachfühlen lassen, wie es ist, Musik nicht hören zu können.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Tritt mich in den Po, bin ich in einem Stummfilm?“ Konzertkobold Kiko (Paula Emmrich) ist empört. Da benutzen die Niederrheinischen Sinfoniker ihre Instrumente und kein Ton ist zu hören. „Könnt ihr bitte etwas lauteriger spielen?“, ruft Kiko. „Experiment geglückt“, freut sich Dirigent Andreas Fellner. Er erzählt Kiko von dem großen Unglück des Komponisten Ludwig van Beethoven. Ein Musiker, der taub wurde und seine eigene Musik nicht mehr hören konnte. Kiko mag sich das gar nicht vorstellen: „Wie ein Fisch, der nicht schwimmen kann.“ Was für ein Unterschied, als die Musiker noch einmal beginnen und sich diesmal der ganze Saal mit Musik füllt.

Es sind die ersten Takte aus Beethovens berühmter Schicksalssinfonie Nr. 5 und die Klänge locken den großen Meister (Christopher Wintgens) persönlich auf die Bühne. Im grauen Frack und mit zerzauster Frisur ist er direkt aus Wien an den Niederrhein gereist. „Sind Sie ein Kollege?“ fragt er Kiko höflich. Aus Wien hat er einen Tanz mitgebracht, den die Musiker zur Begrüßung spielen. Auch wenn das Menuett tanzen bei Kiko noch nicht so ganz perfekt gelingt, findet der Kobold jede Menge Gemeinsamkeiten mit dem Komponisten. Beide bewundern Mozart. Nur als Kiko das lebendige Familienleben Mozarts erwähnt und Beethoven nach Frau und Kindern fragt, rastet der Meister ziemlich aus. Beleidigt zieht er sich auf eine Bank zurück.

Vom Dirigenten erfährt der Kobold, dass Beethoven leider nie eine Frau zum Heiraten gefunden hat. „Was soll ich jetzt machen?“, überlegt Kiko. „Hör dir die nächste Musik an“ rät Fellner. Pianist André Parfenov spielt das berühmte Stück „Für Elise“ und dann den Beginn der „Mondscheinsonate“. „Ich muss mich entschuldigen“ sagt Kiko und nähert sich schüchtern dem Komponisten. Wie zwei Freunde sitzen die beiden dann gemeinsam auf der Bank und lauschen der verträumten Musik. Doch Beethoven hat schon wieder neue Dinge im Kopf, die er in Musik verwandeln möchte. „Hörst Du die Vogelstimmen?“, fragt er Kiko. Als Beispiel für eine perfekte Naturschilderung spielen die Musiker einen Ausschnitt aus seiner sechsten Sinfonie, der „Pastorale“.

Dass Beethoven mit seiner Musik nicht nur Bilder geschaffen, sondern auch seine Gefühle direkt vermittelt hat, erfährt Kiko noch einmal am Beispiel der Schicksalssinfonie. Unglaublich viel Energie, aber auch Wut und Trauer über seine Taubheit sind da heraus zu hören. Um Beethoven von seinem Unglück abzulenken, haben sich Kiko und „Mr. Fellner“ dann noch etwas Besonderes ausgedacht. Zu dem Song „Roll over Beethoven“ von Chuck Berry rocken sie gemeinsam mit Beethoven richtig die Bühne.

„Du bist ein Wunder“, ruft Kiko begeistert seinem Gast zu, der sich am Ende auch als großer Menschenfreund outet. „Ich möchte Gerechtigkeit für alle Menschen“, sagt er. Dann verabschiedet er sich und lässt noch einmal seine Musik sprechen.

Dazu wählt er das Finale seiner Lieblingssinfonie, der dritten mit dem Beinamen „Eroica“, aus. In den jubelnden Klängen kann man die humanistischen Gedanken des Musikers eindrucksvoll nachvollziehen.