Konzert: Eine moderne Burgserenade
Schumann und Schubert bilden den Rahmen für Heinz Hollingers Streichquartett Nr. 2.
Krefeld. Das zeitgenössische Werk hat im Mittelpunkt der Linner Burgserenade gestanden. Erst viermal ist es aufgeführt worden, erläuterte Thomas Zehetmair die Bedeutung des Werkes von Heinz Holliger dem Publikum. Das "Streichquartett Nr. 2", uraufgeführt am 29. Februar 2008, hat sechs Abschnitte, die verschiedene musikalische Intentionen und Intensitäten verraten, so der erste Satz: Molto energico, impetuoso, oder auch der vierte Satz, der mit "flimmernd" bezeichnet wird.
Thomas Zehetmair und Robert Olisa Nzekwu (Violine), Ruth Killius (Viola) sowie Ursula Smith (Violoncello) musizierten nun dieses neue Werk durchaus spannend. Intensive, rau angestrichene Saitenklänge wechselten mit hohen Flageolettönen. Alle bewegten eine rhythmische Steigerung, harsche Dynamikunterschiede, plötzliche Pausen wie Stillstand, hohes Tongewirre von ineinander verschränkten Clustern, alles verbunden durch eine überaus rationale Spielweise, die keinen Augenblick der Klanggestaltung einer emotionalen Befindlichkeitsdeutung überließ. Inmitten der Pizzikatoaktionen und dem verschiedenen Tonflimmern entstand Spannung, die zum aufmerksamen Zuhören zwang.
Umrahmt wurde dies zeitgenössische Werk von zwei Kompositionen der Romantik. So erklang zu Beginn das Streichquartett Es-Dur op. posth. 123 von Franz Schubert. Im äußersten Piano begann das Quartett, fast schienen die Töne wie angehalten, als wolle die Musik oder als solle die Musik nicht fließen. Jeder Ton schien genau ausgedacht, das Tempo war zum Teil äußerst langsam, wiederum war Stillstand gewollt, satte Akkorderlebnisse ausgesprochen selten. Ähnlich klang auch die Interpretation des Streichquartetts A-Dur, op. 41 Nr. 3 von Robert Schumann. Das Spiel war einer ätherischen Klangauffassung verpflichtet, rational bei jeder Note, extrem auf unterschiedliche Dynamik bedacht.
Und so rückten die beiden Interpretationen Schuberts und Schumanns in eine deutliche Nähe zur Klangauffassung des Streichquartetts, die Hollinger in seiner Komposition hörbar werden lässt. So nah sind sich offensichtlich Romantik und Moderne, dies verdeutlichte das Spiel des Zehetmair Quartetts. Das Publikum spendete überaus herzlich Beifall.