Matinee: Arbeitslos und wie ein Hamster im Rad
Im Theater steht die Premiere von Zuckmayers „Hauptmann von Köpenick“ bevor.
Krefeld. "Man soll die Geschichte eines Menschen sehen, der bis zum Erbrechen versucht, an dieser Gesellschaft teilzunehmen, und die Gesellschaft verweigert es ihm. Das ist der Kern", sagt Thomas Goritzki. An der Köpenickade, an der Verspottung von Militarismus und Untertanengeist, war der Regisseur weniger interessiert. "Der Hauptmann von Köpenick" von Carl Zuckmayer war ein Erfolgsstück in der untergehenden Weimarer Republik, nun ist es bald am Stadttheater zu sehen.
Goritzki, die Dramaturgin Ulrike Barnusch und die Darsteller Sven Seeburg (Wilhelm Voigt), Floriane Kleinpaß (krankes Mädchen), Christopher Wintgens (Oberwachtmeister) und Ralf Beckord (Friedrich Hoprecht) stellten bei einer Matinee Stück und Inszenierung vor.
Wilhelm Voigt war ein gewöhnlicher Krimineller, und als er im Oktober 1906 das Rathaus von Köpenick als falscher Hauptmann in echter Uniform sozusagen im Handstreich übernahm, da galt sein Trachten ganz den dort vermuteten Millionen Reichsmark. Und nicht - wie Zuckmayer in seiner Dramatisierung der wahren Begebenheit unterstellt - gültigen Pässen.
Nur 20 Prozent machten im Stück die Köpenickade aus. In der Hauptsache gehe es um die soziale Katastrophe eines Mannes, der ohne Aufenthaltsgenehmigung keine Arbeit und ohne Arbeit keine Aufenthaltsgenehmigung bekommt. "Der dreht sich da wie ein Hamster im Rad", so Goritzki.
Man kennt die Verfilmung von Helmut Käutner (1956), in der Heinz Rühmann den falschen Hauptmann gegeben hat. Von dieser "säuselnden Darstellung" habe man weg gewollt, Goritzki setzt deshalb auch auf karikatureske Zuspitzung, hat sich Anregungen bei den Malern Dix und Grosz geholt. Dramaturgin Barnusch hofft auf die "Brisanz der Inszenierung".
Der echte Wilhelm Voigt weilte 1911/12 übrigens in Krefeld, als er mit der Vermarktung seiner Geschichte auf Tour war. Auf einer Schautafel im Eingangsbereich des Theaters wird man über die Krefelder Episode des Hochstaplers berichten. Premiere ist am 28. Februar im Stadttheater, weitere Termine: 1., 16., 28. März, Karten unter Ruf 805-125.