Fabrik Heeder: Ein Neuanfang unter kräftigem Wasserguss
Die Tänzerin Sabine Seume stellte ihr neues Solo „Bodylandscapes“ vor, das vom japanischen Butoh inspiriert ist.
Krefeld. Schon oft war die Düsseldorferin Sabine Seume in der Fabrik Heeder zu Gast, die Tänzerin und Choreographin präsentierte dort jetzt ihr neues Solo "Bodylandscapes - Das blanke Wesen", das im November im Düsseldorfer Tanzhaus uraufgeführt wurde. Seume hat an der Essener Folkwang-Schule studiert, ihre Arbeiten sind aber mehr vom Butoh-Tanz, den sie auch in seinem Ursprungsland Japan ausübte, beeinflusst. Kalkweiß geschminkt, wie man das vom Butoh kennt, in weißem Shirt und Hose, verharrt Seume zu Beginn am Rand der mit zwei ineinander geschachtelten Rechtecken ausgestatten Bühne (Radovan Matijek).
Das kleine Rechteck bildet eine Insel innerhalb des größeren, die das kleinere Rechteck umgebende Restfläche des größeren Rechtecks ist handhoch mit Wasser gefüllt. Auf die Insel wird von oben ein Videobild projiziert. In der ersten Sequenz sieht man hier das Abbild der nackten Tänzerin, das im Übergang von der Totalen zur Nahaufnahme gewissermaßen im Detail verschwindet. Parallel dazu taucht die reale Tänzerin sozusagen auf, es sind zunächst marionettenhaft ruckartige Bewegungen, mit denen sie sich aufrichtet, mehr vormenschliches Wesen als Mensch.
In der knapp einstündigen Performance - so könnte man zusammenfassen - lässt die Seume ihren Körper eine Menschwerdung durchlaufen. Im Butoh-Tanz wird dies oft mit der Erinnerung an die Sterblichkeit des Menschen gekoppelt, umso überraschter kann man über dieses neue Stück der Seume sein.
Nachdem sie auf trockenem Boden teils etwas zerdehnte Bewegungsstudien vorgestellt hat, geht sie - dazu hat sie sich am eigenen Zopfe in den Stand hochgezogen - auf einmal mit offenem Haar kraftvoll durchs Wasser. Lächelt sie dabei? Tatsächlich: Sie lächelt sogar. Die Performance endet damit, dass sie - aufrecht stehend - von kräftigem Schauerguss aus dem Bühnenhimmel durchnässt wird. Ein Bild der Reinigung, des Neuanfangs. Der vom Band eingestreute kryptische Text von Thomas Brasch, der auch im Titel der Performance zitiert wird ("Das blanke Wesen") und der auf eine Persönlichkeitsspaltung verweist, mag so recht zu diesem Schluss nicht passen.