Konzert: Ein wenig Romantik in der Moderne
„Timur und seine Mannschaft“ aus Gent gaben mit Bach und anderen Meistern ein erstaunliches Debüt in der Alten Kirche.
Krefeld. Gleich zwei Premieren erlebten die Musikfreunde in der fast ausverkauften Alten Kirche. Ein guter Bekannter, der Pianist Timur Sergeyenia, stellte sein frisch gegründetes Kammerorchester "Timur und seine Mannschaft" vor. Dieses wiederum wartete auf mit der Uraufführung des Werks eines belgischen Komponisten.
Zunächst aber Bekanntes. Spritzige barocke Musik machte den Auftakt. Bachs Klavierkonzert d-Moll BWV 1052 zeichnet sich durch eine ungewöhnlich leidenschaftliche Stimmung aus. Rund ein Dutzend Streicher, alle Schüler an der Königlichen Musikhochschule in Gent, wo Sergeyenia als Dozent tätig ist, begleiteten den aus Minsk stammenden und hier lebenden Pianisten. Nach den drei großartig vorgetragenen Sätzen kam mit Lucien Posmans Konzert für Klavier und Streicher der Höhepunkt des Abends. Eine Welt-Uraufführung, an der der 55-jahrige Belgier, einer der bekanntesten zeitgenössischen Musiker seines Landes, leider selbst nicht teilnehmen konnte. Keinesfalls atonal kam das dreisätzige Stück daher, sondern durchaus gefällig, regelrecht leicht und beschwingt.
Im zweiten Satz erinnert das Werk streckenweise an eine romantische Filmmusik. In einzelnen Passagen, etwa wenn eine der Violinen in einen minimalistischen Dialog mit dem Klavier eintritt, lässt sich die Modernität des Werks aber gut erkennen Mit stehendem Applaus und zahlreichen Bravo-Rufen bedankte sich das Publikum bei den Musikern. Hatte man zuvor noch denken können, dass ein Orchester, das sich recht flapsig "Timur und seine Mannschaft" nennt, auch ebenso spielt, so war man danach eines Besseren belehrt. Übrigens stammt der Name von einem alten sowjetischen Roman, wie Pfarrer Manfred Bautz verriet.
Den Abschluss machte Schostakowitschs Klavierquintett g-Moll op.57, von Sergeyenia bearbeitet zu einer Fassung für Klavier und Kammerorchester. Das Werk, Gipfelpunkt im kammermusikalischen Schaffen des Meisters, entstand kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs. Bach klingt durch, auch die russische Folklore. Der erste Auftritt des Orchesters war gut gelungen. Man darf auf mehr hoffen in Krefeld.