Konzert in der Friedenskirche: Wenn Tango russisch klingt

Folklore, Jazz und orthodoxe Weihnachtslieder verbinden sich zu einem tollen Konzert.

Krefeld. Kammerbesetzung auf beiden Seiten: Aus dem Malenki Fun Orchestra ist durch Erkrankung des Bassisten ein Duo geworden. Die Schar der 65 zahlenden Gäste, die sich am Sonntag in der Friedenskirche einfindet, bleibt auch recht überschaubar.

Doch die angekündigte Mischung von russischer Weihnacht und Sinti-Jazz klingt dennoch spannend. Leise beginnt Gitarrist Igor Yakymenko Savitski das Konzert zwischen riesigem Weihnachtsbaum und lebensgroßem Plüschesel und -ochsen. Dem fügt Martin Weiss gehauchte Geigentöne hinzu. Langsam steigert sich das Stück zum temperamentvollen Tanz, um wieder leise mit einem Gitarrensolo auszuklingen — als wäre der Tango eine „ur-russische“ Erfindung.

Mit ihrem nächsten Stück entsteht der Bezug zum Festtagskalender der orthodoxen Kirche. „Heute ist Heiligabend, gehe nicht weg“, lautet der Titel einer alten russischen Romanze. Wenn der Ukrainer Savitski in seiner Muttersprache singt, kann man sich fragen, weshalb eigentlich immer vom Italienischen die Rede ist, wenn es um eine schön zu singende Sprache geht?

Den Spaß, den die beiden Musiker bei ihrem Spiel haben, zeigt sich auch im Improvisieren. Dass eigentlich der Bassist fehlt, gleicht Weiss spontan aus, indem er die tiefen Saiten zupft. Der Korpus der Gitarre wird auch schon mal zum Schlagzeug umfunktioniert.

Bei einer „Zigeunermelodie“ beeindruckt Weiss, der die Geige mit der „verkehrten“ Hand spielt, indem er im leichten Übergang von atemberaubender Virtuosität zu triefenden Emotionen gelangt, um dann wieder in einem mitreißenden Tanz zu enden.

Nach einer kleinen Pause erzählt Savitski die Anekdote, wie er die Drehleier, auf der er nun spielen wird, in schlechtem Zustand im Keller der Philharmonie der Ukraine fand und gegen eine Flasche Wodka eintauschte. Er hat das alte Instrument mit seinen geschnitzten Figuren restauriert und benutzt es nun bei Konzerten wie Studioaufnahmen.

Mit und ohne Drehleier folgt nun ein starker Jazz-Teil. Das Publikum wird ermuntert, mitzusingen, das Mitklatschen hat sich zu dem Zeitpunkt schon längst durchgesetzt. Der Spaß an der Musik ist auf beiden Seiten offensichtlich. Stehender Applaus bleibt die einzig mögliche Reaktion auf dieses Musikerlebnis, das wie im Flug vergeht.