Kostbare Tagebücher bergen ein Geheimnis
Die Künstlerin Setsuko Fukushima zeigt filigrane Papierarbeiten.
Krefeld. Dem Geheimnisvollen auf die Spur zu kommen und scheinbar verborgene Geschichten zu erzählen: Das ist die Intention im Werk von Setsuko Fukushima. Die 1958 in Tokio geborene Künstlerin, die seit langem in Deutschland lebt, lenkt in Objekten den Blick auf die unscheinbaren, leisen Dinge. Nun ist sie mit neuen Arbeiten in der Kunsthandlung Steinbach zu Gast.
Papier ist das bevorzugte Material der Künstlerin, sie schichtet es oft zu kleinen buchartigen Päckchen. Sie benutzt bedrucktes oder transparentes Papier, bemalt es und fügt manchmal kleine Näharbeiten hinzu. Es entstehen persönliche Werke, die den Charakter eines Tagebuches haben.
Mehrere dieser Päckchen fügt Fukushima zu Bildern zusammen, die sie als „Code-Books“ bezeichnet. Sie enthalten Botschaften, die nur die Künstlerin entschlüsseln kann, doch zugleich geben sie dem Betrachter Raum, sich eigene Gedanken zu machen. Die zurückhaltenden Farben und das fragile Aussehen lassen sie wie bibliophile Kostbarkeiten erscheinen.
Als solches präsentiert sie auch ein Buchobjekt unter einem Glasschrein. Erst wenn man es in die Hand nimmt und durchblättert, sieht man, dass das Buch zum Kunstwerk geworden ist. Jede Seite ist bearbeitet, manches ist bemalt, Muster sind eingeschnitten. Dass dahinter ein Plan steckt, zeigt sich auf einem losen Blatt am Ende. Dort kann man ein Gedicht lesen, das die Künstlerin aus den ausgeschnittenen Textpassagen zusammengefügt hat.
Mit ihrer zauberhaften Installation „Seeds of Book“ führt sie dem Betrachter vor, wie er selbst aktiv werden könnte. Denn die bedruckten Papierschnipsel, die sie an Fäden in eine Nische gehängt hat, kann man sich individuell aus einem Buch herausschneiden und eigene schwebende Botschaften kreieren.
Ein subtiles Spiel mit der Wahrnehmung treibt Fukushima in der Serie „Alternative Botanik“. Auch hier gibt es geheimnisvolle Papiergebilde, kombiniert mit kleinen Keramikobjekten. Diese erinnern manchmal sehr an Pflanzen, doch die Formen sind alle der Fantasie entsprungen.
Der feinfühlige Umgang mit dem Material, die damit verbundene Ästhetik der Objekte — das macht die Schau sehenswert.
Rheinstraße 34. Mo.-Fr., 9.30-13 Uhr, Mo., Mi.-Fr., 14.30-18.30 Uhr, Sa., 10-14 Uhr. Bis 6. April.