Bauhaus Neun Blicke auf das Leben von Gropius
Krefeld · Das Theater der Klänge präsentierte eine intensive Inszenierung über den Gründer der Bauhausschule: „Der Silberprinz“.
Es ist nur ein Ausschnitt, neun Jahre zwischen 1919 bis 1928, in dem das insgesamt 86 Jahre währende Leben von Walter Gropius, einem der größten Architekten des 20. Jahrhunderts, auf die Bühne des Stadttheaters gebracht wird. Aber es ist ein bedeutender Zeitraum — für ihn und das Bauhaus, dessen Gründer und Direktor er in Weimar und Dessau war. Sechs Schauspieler aus dem Theater der Klänge schlüpfen in dem Stück „Der Silberprinz“ in neun, intensiv gespielte Rollen, die den Mann und die politisch brisante Zeitspanne aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.
Das Theater war nicht gut besucht, dabei spielen „100 Jahre Bauhaus“ gerade in Krefeld mit seinen herausragenden Bauten eine große Rolle. Damit unweigerlich verbunden: Walter Gropius. 100 Jahre Bauhaus – dieses Jubiläum ist eben auch für Theaterschaffende Anlass, sich mit den Ideen und ästhetischen Innovationen des Bauhauses auseinanderzusetzen.
Der Architekt wird durch Zeitgenossen porträtiert
Der Architekt wird aus der Perspektive verschiedener Zeitgenossen porträtiert: Es sind Gegner, loyale Mitarbeiter, zwei Ehefrauen, Politiker und institutionelle Nachfolger. Darunter sind Johannes Itten, Alma Mahler, Ise Gropius, Oskar Schlemmer und Laszlo Moholy-Nagy. Es geht um Siege und Niederlagen für den Mann in einer intensiven Zeit.
Es ist ein Kraftakt der Akteure, stetig in neue Rollen und Kleidung zu schlüpfen, zumal die Aufführung samt Pause über drei Stunden geht. Eine sehr schöne Idee ist, dass sie teilweise in der ersten Reihe sitzen und bei Gropius’ Vorträgen ihr eigenes Publikum bilden.
Wobei die Titelfigur ihrem Vorbild — allein im Aussehen — nicht gerecht wird, nicht gerecht werden kann. Anders als Gropius, wegen seiner grauen Haare und seines vornehmen Auftretens als „Silberprinz“ bezeichnet, was der Aufführung ihren Titel gibt, trägt der Schauspieler einen dunklen Bart.
Regisseur Jörg U. Lensing tritt als Erster auf die Bühne und berichtet von der Länge des Stücks und vor allem über die Erkrankung des Hauptdarstellers. Felix Banholder vom Düsseldorfer Schauspielhaus übernimmt, trägt aber für eine andere Produktion einen Bart und der blieb.
Gropius, die inspirierende Persönlichkeit – von manchen in einem Wortspiel als „Pius“ bezeichnet — ist davon überzeugt, dass das Bauhaus die perfekte Verbindung von Kunst und Handwerk ist. Aus diesem Grund sollen Künstler wie Handwerker die gleiche Grundausbildung genießen. Er will die Ideen der ursprünglich kleinen Bewegung Bauhaus international etablieren.
Es wird aber auch der private Gropius beleuchtet, der sich von Alma Mahler scheiden lässt, sich danach intensiv vergnügt und Ilse Frank, später: Ise Gropius, aus einer Beziehung löst und heiratet. Die dichte Folge von 30 Szenen ist mosaikartig zusammengesetzt. Videos zeigen die Porträts der realen Personen und sind Hilfe für den Zuschauer, Räume und Zeiträume nachzuempfinden.
1928 tritt Walter Gropius als Leiter des Bauhauses zurück. Er sieht es mittlerweile als gefestigt an — eine ebenso visionäre wie umstrittene Institution, die in der „wilden“ Weimarer Republik geistigen Nährboden und künstlerischen Freiraum fand.