Musik im Rittersaal Eine Serenade auf sehr hohem Niveau
Krefeld · Das Ensemble Ambra begeisterte — mal als Duo und mal als Trio — mit virtuosen Klängen auf der Burg Linn.
Die Kombination von Violine, Klarinette und Klavier ermöglicht ein breites und manchmal ungewöhnliches Klangspektrum. Vor allem für letzteres sorgte das Ensemble Ambra im Rahmen des dritten Serenadenkonzertes auf Burg Linn. Bereits die Auswahl der Komponisten von Johannes Brahms, Camille Saint-Saëns, Alban Berg und Béla Bartók ließ einen anspruchsvollen Abend erwarten.
Als Trio trat das Ensemble Ambra, das sich aus Maria Wehrmeyer (Violine), Žilvinas Brazauskas (Klarinette) und Asen Tanchev (Klavier) zusammenfügt, erst nach der Pause auf. Im ersten Teil wechselten sie sich als Duo ab. Den Auftakt machten Klarinette und Klavier mit der Sonate 120 op. 1 von Brahms. Das 1894 geschrieben Stück gehört in die späte Schaffensperiode des Komponisten und ist einem Musiker gewidmet, den Brahms überaus schätzte. Er soll den Klarinettisten Richard Mühlfeld sogar als Nachtigall bezeichnet haben. Auch das differenzierte Spiel von Žilvinas Brazauskas rief diese Assoziation hervor.
Die 19-Jährige meisterte die Ansprüche mit Bravour
Vom ersten Satz an entspann sich ein intensiver Dialog mit dem Klavier. Das enge Geflecht von Motiven und Variationen interpretierten beide mit Dichte und Transparenz zugleich. Darüber hinaus zeigte sich eine gute Balance von emotional sehr feinfühligen Passagen und großer Dynamik. Als sehr deutsch, an Beethoven orientiert, kündigte Maria Wehrmeyer die Sonate für Violine und Klavier Nr.1 in d-moll von Saint-Saëns an. Dementsprechend bekam man weniger französische Leichtigkeit zu hören, dafür sehr viel Emotion, die in einem atemberaubenden, dramatischen Finale mündete. Die hohen technischen Anforderungen meisterte die erst 19-jährige Musikerin mit Bravour, im Pianisten hatte sie einen stets zuverlässigen Partner. Nach der Pause trat das Ensemble dann als Trio auf. Auch in dieser Konstellation ging es neben der Klangvielfalt um große Virtuosität. Das Adagio aus dem „Kammerkonzert“ von Alban Berg erklang hier in einer Fassung für die drei Instrumente. Im Original sind neben Klavier und Solo-Violine dreizehn Bläser vorgesehen. Bereits dieser eine Satz in der Dreierbesetzung gespielt, lässt erahnen, mit wie viel Variation und Klangvielfalt Berg in diesem Arnold Schönberg gewidmeten Werk arbeitete.
Die extrem hohen Lagen der Violine und die expressiven Ausbrüche von Klavier und Klarinette forderten das Ohr immer wieder heraus. Auf starke Kontraste setzten die Musiker auch beim letzten Programmpunkt des Abends: „Kontraste“ ist auch der Titel des Werks von Bartók, der drei in Tempo und Charakter konträre Stücke vereint. Das Tänzerische ist hier ein Leitfaden der ebenfalls hoch anspruchsvollen Komposition. Mit unglaublicher Energie und perfekt aufeinander eingestimmtem Spiel meisterte das Trio auch diese Herausforderung. Mit einer Zugabe von Strawinsky zeigten sie, dass sie an diesem Abend noch mühelos weiter auf diesem Niveau hätten spielen können.
Für das Publikum, das die Künstler mit begeistertem Applaus bedachte, war es Herausforderung genug. Für einen erneuten Auftritt wäre es spannend, auch einige weniger virtuose Facetten des Ensembles kennenzulernen.