Klassische Musik Trio Adorno begeistert auf Burg Linn

Krefeld · Mit einer unterhaltsamen Einführung nehmen die Musiker ihr Publikum inhaltlich mit.

Das Trio Adorno spielte beim letzten Serenadenkonzert der Saison auf Burg Linn.

Foto: ja/Stefan Groenveld

Das Hamburger Trio Adorno hat den Rittersaal der Burg Linn zum letzten Serenadenkonzert der Saison gut gefüllt. Die Musiker, Christoph Callies (Violine), Samuel Selle (Violoncello) und Lion Hinnrichs (Klavier), haben ein vertrautes Programm mitgebracht. Nur den Komponisten Elmar Lampson (*1952) dürfte kaum jemand kennen. Zu Beginn betritt der Pianist erst einmal alleine die Bühne und erklärt, wer der zeitgenössische Hamburger Komponist ist. „Seine Musik ist für moderne Musik noch harmlos und relativ konventionell.“ Bei seiner Beschreibung der 1987 entstandenen „Facetten für Klaviertrio“ von Lampson bringt er kurze Klangbeispiele aus dem Werk und er warnt die Zuhörer: „Da sind keine unsauberen Töne im Cello. Das sind Naturtöne. Versprochen. Das ist so gewünscht.“

Die Musiker haben eine
frische Herangehensweise

Kurz skizziert er auch das Trio op. 110 von Robert Schumann, spielt einige Passagen am Flügel an. Eine gewisse Dunkelheit, Unruhe und Getriebenheit, die das späte Leben des Komponisten widerspiegeln, prägen dieses Stück. Zum Schluss leitet er mit einem Lob auf den Rittersaal seine Erläuterung des Erzherzogtrios von Ludwig van Beethoven ein: „Der Saal passt gut – besser als die Elbphilharmonie.“ Er verspricht Noblesse und Eleganz in dem Beethovenschen Trio Nr. 7.

Nach dieser ausführlichen wie unterhaltsamen Einführung in das Programm beginnen die drei jungen Musiker ihr Spiel. Hinnrichs hat nicht zu viel versprochen. Denn das Trio von Beethoven zeigt schon im ersten Satz, einem Allegro moderato, ein feines Mosaik zwischen Eleganz, Feinfühligkeit, Verspieltheit, dann wieder einem frischen Herangehen an das Werk.

Die Elemente werden nuancenreich bis spannend herausgearbeitet, das Klangmosaik wird von einem Thema mit Ohrwurmpotenzial zusammengehalten. Das Klavier hat oftmals eine führende Rolle, die der Pianist aber nicht ausnutzt, sondern im gleichberechtigten Miteinander hält. Große Spielfreude und Homogenität zeichnet das Spiel der drei Musiker aus.

Die weiteren Sätze bieten Gelegenheit, noch andere Register zu ziehen. Beim Scherzo lassen sie keinen Zweifel an der Satzbezeichnung aufkommen. Gleiches gilt für das Andante cantabile. Witz und Tänzerisches holt das Ensemble ebenso aus dem Erzherzogtrio heraus.

Nach der Pause, in die das Trio mit einem langen Applaus entlassen wird, folgt der musikalische Sprung in die Gegenwart und das mit vermutlich einiger Spannung erwartete Erlebnis der offiziell nicht schrägen Klänge, der Naturtöne.

Sie erscheinen wie eine Mischung aus hohem Pfeifen und sphärischen Klängen. Die Facetten, die Lampson hier zusammengestellt hat, wecken recht irdische Assoziationen. Das angekündigte Gewitter in der Facette „Sehr schnell“ kann man in der Interpretation des Trios durchaus als einen Tornado empfinden.

Die nachfolgende Facette „Ruhig, sehr fließend“ lässt Bilder von Verwüstung nach dem Orkan aufkommen: Eine Schneise, die der Bahn des Orkans folgt, eine Stille, Gefühle der Verlorenheit – die Naturtöne sind auch hier wieder ein äußerst passendes Stilmittel. Die Musik löst sich im Nichts auf.

Viele Gefühle und Stimmungen, doch längst nicht so extrem, wie diejenigen in Lampsons kurzem Werk, arbeiten die drei Musiker aus dem Schumann Trio heraus. Doch hier endet das Stück mit einem heiteren, teilweise tänzerischem Satz.

Das Publikum ist von dem Auftritt des Trios Adorno begeistert und erklatscht sich noch eine Zugabe. Da legen die drei mit einem Stück von Martinu noch einmal richtig los, liefern ein furioses Finale, so locker und frisch, als hätten sie sich nach ihrem zweistündigen Konzert gerade dafür warm gespielt. Ein toller Abschluss der Serenadensaison 2018/19.