Museum Burg Linn Von römischen Orden und Klüngel
Krefeld · Vitrinen in der Dauerausstellung des Archäologischen Museums in Linn erzählen die Geschichte der „Lauersforter Phalerae“
Es macht immer wieder große Freude, sich vom Stadtarchäologen am Museum Burg Linn, Hans-Peter Schletter, etwas verstaubte alte Artefakte und ihre Geschichte erklären zu lassen. Die Begeisterung für sein Fach, das viel Spannendes bereithält, ist ihm stets anzumerken. Auch diesmal, im Rahmen eines Gesprächs, in dem er zwei neue Vitrinen in der Dauerausstellung des Archäologischen Museums vorstellte. So richtig lässt sich das in der Kürze nicht zusammenfassen – eigentlich müsste man sich höchstpersönlich von Schletter durch die Schau führen lassen.
Es geht um Orden, also militärische Auszeichnungen aus der römischen Kaiserzeit. Diese sogenannten Phalerae wurden an verdiente Soldaten „vergeben“. Oder besser, sie durften sich die Auszeichnungsempfänger, nach Erlaubnis, nach eigenem Gusto anfertigen lassen. Da konnte etwa ein Medusen-Kopf, Götter oder Ähnliches abgebildet sein. Schutz, Schmuck, aber auch Abschreckung.
In Linn sind galvanoplastische Nachbildungen, um 1860, von besonderen, zusammengehörigen Exemplaren ausgestellt, die laut Inschrift einem „T Flavius Festus“ gehört haben mochten. Die Scheiben wurden wahrscheinlich während des Bataveraufstandes 69/70 nach Christus vergraben. Die Originale, bis auf eines der Embleme, finden sich im Besitz Stiftung Preußischer Kulturbesitz und sind in Berlin. Gefunden wurden sie indes auf dem Gut Lauersfort, zwischen Krefeld und Moers, im Jahre 1858. Und sie sind bis heute ein einmaliger Fund von einem kompletten Satz römischer Orden geblieben. Eine kleine Sensation – die hier indes nur in Kopie zu sehen ist. Aber wieso kamen die Orden nach Berlin?
Dazu gibt es eine spannende Geschichte. Das Gut, auf dem die Objekte gefunden wurden, gehörte der Familie vom Rath. Und sie waren es schließlich, die diesen Fund weitergaben und das unter sehr besonderen Umständen; dazu gibt es Korrespondenz, die in Teilen als Faksimile auch in einer Vitrine vis-à-vis der mit den Kopien gezeigt wird. Zunächst hatte die Familie ein Angebot über – sage und schreibe – 7000 Pfund vom British Museum in London. Doch sie schlugen es aus, weil sie sich von einer Schenkung an den Prinzregenten von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm I., mehr versprachen. Dieser hatte im Gegenzug eine Stellung in Berlin für den Sohn der Familie versprochen.
Ein salbungsvoll untertäniger Brief im Stile der Zeit zeugt von dem „Geklüngel“. Zudem ist auch ein Brief ausgestellt, in dem Hermann vom Rath an Anton Rein, dem ersten „Bearbeiter“ der „Lauersforter Phalerae“ schreibt, er möge diese zügig an den Kronprinzen abgeben. Laki