Literatur Krefelder Literaturhaus sucht neue Leitung
Meinung | Krefeld · Was am Haus noch besser laufen könnte.
Von Christian Oscar Gazsi Laki
Wenn man neu in eine Stadt kommt, sollte man zunächst einmal beobachten, bevor man sich meinungsstark äußert. Manchmal gibt es äußere Anlässe, die einen dann doch dazu motivieren, sich über bestimmte Phänomene Gedanken zu machen. So etwa eine Ausschreibung, bei der eine neue Leitung für das Niederrheinische Literaturhaus gesucht wird.
Das Niederrheinische Literaturhaus Krefeld liegt an der Gutenbergstraße neben dem alten Wasserturm. Wenn das mal keine guten Vorzeichen sein mögen. Immerhin gilt der gute Gutenberg als Erfinder des Buchdrucks – ist somit ein historisches Synonym für einen Kosmos der Literatur – und Wassertürme sind hochragende Bauten, weithin sichtbar. Sie können fast als Zeichen unserer Zivilisation gelten, sie verteilen das so notwendige Wasser durch unsere Städte, sorgen für den nötigen Druck. Ist also der Wasserturm zwar kein Leuchtturm, so könnte doch neben ihm mit dem Niederrheinischen Literaturhaus an der Hausnummer 21 zukünftig ein Leuchtturm für Literaturvermittlung und Dialog entstehen.
Gab es das Literaturhaus als städtische Einrichtung nicht schon länger? Seit 2012 in Verantwortung des Kulturbüros. Wieso soll es nun neu entstehen? Nun, es gab durchaus tüchtiges Programm am Haus. Man erinnere sich nur an die Reihe „Was macht eigentlich...?“ oder die Kinder- und Jugendreihe „Ohren aufgeklappt!“, auch an die Lyrikreihe „1 Gedicht“ und natürlich neben vielem anderen den Literarischen Sommer, dessen Organisation auch an das Haus angebunden ist – oder sagen wir besser war. Denn das Haus war seit Längerem ohne Leitung. Und so gut die Angebote auch waren, wir wollen uns nicht anmaßen, sie, ohne sie ausgiebig studiert zu haben, zu bewerten, so wenig Präsenz zeigt das Haus und sein Angebot im Internet, digital, online.
Es ist kein Geheimnis, dass Kulturangebote, wenn sie auch für jüngere Menschen auffindbar und attraktiv sein wollen, ihren Gegenpart in einem kreativen und modernen Online-Angebot haben müssen. Eine eher blasse Seite auf der Webseite der Stadt reicht da beileibe nicht aus. Und gibt man „Literatur“ und „Krefeld“ in Suchmaschinen ein, so trifft man auf die sehr liebevoll gestaltete Webseite des Vereins Literatur in Krefeld, der auch im Haus Veranstaltungen macht – derzeit wegen Corona im Garten –, aber eben nicht deckungsgleich mit dem Literaturhaus ist.
Also: Nicht nur das bereits bestehende Angebot sollte möglichst intensiv weitergeführt werden, es muss Ergänzungen geben, sowohl digital als auch vielleicht ganz real – auch perspektivisch für eine Zeit nach Corona. Damit das Haus neben dem Wasserturm an der Gutenbergstraße – wir sagen vorsichtig: noch mehr – zu einem Leuchtturm für niederrheinische Literatur werden kann.
Liest man die Ausschreibung, macht es Hoffnung auf mehr: „Strategische Weiterentwicklung des Angebotsprofils“ – klingt immer gut; „Entwicklung sowie Vernetzung des Niederrheinischen Literaturhauses zu einem Kommunikations- und Veranstaltungszentrum“ – klingt noch besser. Bei dem Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“, der sich zudem bei den Aufgaben der neuen Leitung findet, wachsen Hoffnungen auf eine auch vermehrte „digitale“ Präsenz. Auch solle die neue Leitung neue pädagogische Konzepte entwickeln, natürlich das Haus vor Ort vernetzen.
Das sehr idyllische Otto-Brües-Haus, mit einem Raum, in dem unter normalen Bedingungen 30 Menschen Platz finden, kann ein pochendes Herz für lokale Literatur sein. Bewerben kann man sich übrigens bis zum 24. Juli.