Kultur in Krefeld „Land soll Theatergutscheine finanzieren“
Krefeld · Die Leiterin des Kresch-Theaters, Isolde Wabra, hat eine Idee für neuartige Bildungspartnerschaften zwischen Kultur und Schulen in der Corona-Situation.
Wie viele Kulturschaffende macht sich auch die Leiterin des Krefelder Kinder- und Jugendtheaters, das Kresch-Theater, Gedanken, wie Kultur in diesen besonderen Zeiten funktionieren kann. Und das nicht erst seit gestern. Isolde Wabra, die mit ihrem Theater schon vermehrt Akzente gesetzt hatte, etwa durch mobile Produktionen, Themensetzungen und ein Neudenken von Rolle und Wirkung, hatte und hat in der Krise folgende Maxime verfolgt: „Kontinuierlich kreative Wege zu finden, um weiterzuarbeiten, alles coronatauglich zu inszenieren, Sicherheitskonzepte zu erstellen, zu proben und nicht zu jammern.“
OB und Kulturbeauftragte befürworten die Idee
Wie unsere Redaktion zuvor berichtet hatte, dachte die Theaterleiterin schon seit längerem über Möglichkeiten nach, kreativ und vor allem auch innovativ auf die durch Corona entstandenen Herausforderungen zu reagieren. In einem aktuellen Statement findet sich nun ein Hinweis auf eine Idee, die es wert ist, in das Licht der Öffentlichkeit geholt zu werden. Wabra, so schreibt sie, habe als Theaterleiterin ein Konzept erstellt und ,so wörtlich, „fordere damit die Landespolitik auf, Theatergutscheine für Schulen zu finanzieren.“ Im gleichen Atemzuge heißt es auch, „Oberbürgermeister Frank Meyer und die Kulturbeauftragte der Stadt Krefeld Gabriele König befürworten diese Idee und unterstützen die Umsetzung.“ Der Schulterschluss zwischen Kultur und Schule ergebe eine Win-win-Situation und werde – hier wählt Wabra große Worte – „Theater längerfristig rehabilitieren und Schule vielleicht revolutionieren.“
Das Konzept, welches ein kleines Kinder- und Jugendtheater angestoßen habe, könnte, so führt Wabra aus, in der „Kulturszene weite Kreise ziehen“. Denn, so die Argumentation, Künstler wollen keine Almosen, sondern sie wollen ein Sprachrohr sein, ein Spiegel der Gesellschaft: „Denn gute Kunstschaffende kreisen nicht um sich selbst.“
Die Idee hinter den Gutscheinen kann man wie folgt skizzieren: Einerseits müsse die Anzahl der Schüler in den Klassenräumen dringend reduziert werden, da ein Mangel an Lehrkräften und Erziehern besteht, wenn der Unterricht in kleinen Gruppen stattfinden soll. Andererseits ringen die Theater um Publikum, „freischaffende Schauspieler und Künstler stehen vor der Existenznot und kleineren Theaterbetrieben droht sogar die Schließung“, heißt es weiter in dem Vorschlag, der unserer Redaktion als Papier unter dem Titel „Neue Bildungspartnerschaften in Zeiten von Corona“ vorliegt. „Die Theater haben große Räume, die Künstler brauchen Arbeit und die Schulen benötigen in dieser Krise maximale Unterstützung.“ Hier könnte ein Konzept deutschlandweit greifen, nicht nur für Theater, sondern auch für Museen und andere Kulturorte: „Das Bildungsministerium stellt den Schulen Theatergutscheine zur Verfügung und übernimmt die Kosten für alle gewünschten Theaterbesuche.“ Es gehe darum, „komplette Schultage“ in den Theatern zu realisieren. Vorbereitende Gespräche und Begegnungen, Theateraufführungen mit Nachbereitung und weiterführenden Workshops komplettieren das Angebot. Dies alles mit Unterstützung des Landes, so die Idee, das in der Organisation unterstützen soll. Ein wichtiger Aspekt: Zusätzlich sollten auch Fahrgelder an Busunternehmen bereitgestellt werden, falls die Schüler nicht zu Fuß zum Veranstaltungsort gelangen können.
„Da die Sicherheitsvorschriften an den Theatern sehr hohen Auflagen unterliegen, ist jetzt ein deutliches Signal von politischer Seite notwendig“, heißt es in dem Konzept. Theater seien als Schutzräume zu begreifen. Bisher habe es weder Hotspots noch Infektionsketten bei Theaterbesuchen gegeben. Sie erfüllten alle notwendigen Auflagen. Die Zahl der Zuschauer wurde drastisch reduziert, um maximale Sicherheit zu gewährleisten. Auch im Kresch hatte man stets mit sehr umsichtigen Schutzkonzepten agiert. Lüftung, Abstand, Maske, keine Schulen mischen und so weiter.
Das Konzept, mit unterschrieben von Gabriele König, wurde weiträumig verschickt und auch an das Bildungsministerium des Landes weitergereicht. Die Idee wäre, je nach Corona-Lage, ab Januar realisierbar. „Es geht hier nicht um die Auslastungsquote, sondern um das Stattfinden von Kultur und Unterricht“, betont das Papier. Der Anstoß ist jetzt da.
Theater hat derzeit
den Betrieb eingestellt
Allerdings gilt der Lockdown weiter: „Unser Publikum hat sich auf das diesjährige Weihnachtsmärchen Frau Holle gefreut, die Kinder sind enttäuscht, die Plakate hängen an den Kultursäulen, der gesamte Kresch-Theaterbetrieb hat mit großem Aufwand auf diese Premiere hingearbeitet“, heißt es seitens der Theaterleiterin in ihrem Statement. „Auch das war eine Liebeserklärung an unser Publikum. Wir haben bis zum Schluss nicht aufgegeben und ein Signal der Hoffnung gesetzt“, schreibt sie. Und auf der Webseite des Theaters liest sich derzeit, neben der Information, dass „alle Vorstellungen, alle mobilen Produktionen, alle Förderprojekte und partizipative Projekte bis zum 1. Januar aufgrund der Coronapandemie abgesagt sind“, fast schon fatalistisch der Satz: „Der Probenbetrieb wird bis auf Weiteres eingestellt.“