Interview "Kultur macht eine Stadt erst lebenswert"
Ein Verein für die komplette Kulturszene in Krefeld: Ab sofort wollen alle Einrichtungen mit einer Stimme sprechen.
Krefeld. Die Krefelder Kulturszene hat einen neuen Verein — und nicht irgendeinen. Unter dem Motto „Wir brauchen uns!“ hatte sich der Krefelder Kulturrat als Interessensgemeinschaft 2014 zum ersten Mal getroffen. Schnell schlossen sich 23 freie Kultureinrichtungen und Fördervereine an. Der Kulturrat wird nun ins Vereinsregister eingetragen.
Zum Vorsitzenden wurde Heinrich Rungelrath gewählt, er ist auch der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde des Krefelder Theaters. Warum die Krefelder Kulturszene einen Verein braucht und was Krefelder davon haben können, erzählt Rungelrath im Interview.
Herr Rungelrath, warum wurde der Krefelder Kulturrat gegründet?
Heinrich Rungelrath: Wir wollen eine Lobby bilden und Ansprechpartner für die Stadt sein, weil wir es für wichtig halten, dass die Krefelder Kulturszene mit einer Stimme spricht. Ausschlaggebend für die Gründung war der Nothaushalt. Da haben wir festgestellt, dass es bei allen ein starkes Bedürfnis gibt, dass sich die Kultur zusammenschließt.
Warum wird aus der Interessengemeinschaft ein Verein?
Rungelrath: Ich bin überrascht, dass wir so schnell diesen Weg einschlagen. Wir mussten ja erst mal schauen, ob wir überhaupt genügend gemeinsame Interessen haben. Das haben wir sehr schnell festgestellt: Wir wollen mit dem Krefelder Kulturrat die Qualität und Vielfalt kultureller Angebote in der Stadt erhalten. Es gibt hier eine so lebendige Kulturszene — wir müssen das nur ins Bewusstsein bringen.
Wie denn?
Rungelrath: Wirtschaft und Kultur ergänzen sich. Die Kultur trägt dazu bei, Krefeld als Standort für Unternehmen attraktiver zu machen. Kultur wird in der Stadt wahrgenommen — aber nur, wenn wir als Einheit auftreten. Den Anspruch müssen wir erheben. Wir wollen die Kultur auch näher an den Bürger bringen, das funktioniert zum Beispiel durch gemeinsame Projekte.
Gibt es Pläne für Projekte?
Rungelrath: Dafür ist es noch etwas früh, aber wir hatten die Idee, ein Heftchen herauszubringen. Bei jeder Kulturveranstaltung gibt es einen Stempel. Ist das Heft voll, kann es als Freikarte verwendet werden. Erst mal müssen wir aber eine noch stärkere Außenwirkung erreichen, die Menschen müssen wissen, dass es uns gibt.
Ist es nicht Aufgabe der Verwaltung, die Stadt zu vermarkten?
Rungelrath: Die Stadt muss die Kultur nutzen, um sich zu vermarkten. Wir haben tolle Museen, ein tolles Theater. Wir haben unendlich viele Künstler, damit kann sich die Stadt durchaus schmücken. Das ist ein Wert an sich. In den Ausschüssen werden gerne Äpfel mit Birnen verglichen: Können wir uns die Zuschüsse fürs Theater leisten, während wir mehr Kindergartenplätze brauchen? Sicher, die Stadt steckt auch viel Geld in die Kultur, aber sie muss auch mit diesem Pfund wuchern. Kultur macht eine Stadt erst lebenswert.
Befürchten Sie, dass bei der Kultur noch mehr gespart werden könnte?
Rungelrath: Nein, die Kultur ist am Sparlimit angekommen. Noch weniger würde die Kultur zerstören. Wie schon gesagt sind wir zuversichtlich, dass Frank Meyer zu seinem Wort steht, keine weiteren Einsparungen vorzunehmen.
Wie soll der Austausch mit der Stadt konkret funktionieren?
Rungelrath: Zwei Mitglieder des Kulturrates sitzen schon im Kultur- und Denkmalausschuss. Wir treffen uns immer vor einem Ausschusstermin. Wir vertreten ja alle Mitglieder aller Vereine, die zum Kulturrat gehören. Das sind nicht gerade wenige Krefelder...
Kann jeder Mitglied des Kulturates werden?
Rungelrath: Nein, nur freie Kultureinrichtungen und Fördervereine. Natürliche Personen nur, sofern sie herausragende Bedeutung für die Kultur in Krefeld haben.
Wer ist denn Mitglied im Verein?
Rungelrath: Mit dabei sind über 20 Kultureinrichtungen und Fördervereine. Sollte noch eine Einrichtung fehlen, kann die natürlich sehr gerne bei uns Mitglied werden. Wir sind da auf einem guten Weg.
Was sind denn die Voraussetzungen?
Rungelrath: Es sollte eine Einrichtung sein, die aktiv am kulturellen Leben unserer Stadt teilnimmt, wobei die Größe keine Rolle spielt. Der Jahresbeitrag im Krefelder Kulturrat beträgt 25 Euro.