Kunstwerke für den Körper
Die Herkunft der in Gellep gefundenen Halbedelsteine Almandine ist ungeklärt.
Krefeld. Schon das Wort klingt nach Exotik: Almandin bezeichnet rot leuchtende Halbedelsteine. Sie sind auf Schmuckstücken zu finden, die im Gelleper Gräberfeld entdeckt wurden.
Die Mineralien, die auch in Violett, manchmal sogar in Rotbraun oder Schwarz vorkommen, gehören zur Familie der Granate. Sie haben ihren Namen von der antiken Stadt Albanda, die im südwestlichen Teil der heutigen Türkei liegt.
Die Herkunft der Almandine in Gellep ist ungeklärt: Meisterhaft verarbeitet fand man sie in den Gräbern. Die hohe Handwerkskunst zeugt vom gesellschaftlichen Ansehen der Verstorbenen.
Christine Lincke vom Museum Burg Linn hat schon einige solcher Schmuckstücke für das Haus restauriert und weiß, wie sie aufgebaut sind: Eine silberne Platte bildet den Untergrund. Darauf werden feine Stege gelötet, dann legt der Goldschmied eine goldene Waffelfolie ein.
Sie ist nicht nur wertvoll, sondern hat vor allem eine strahlende Wirkung: Durch die Lichtreflektion erhalten die roten Steine noch mehr Glanz. Die Almandine werden passgenau geschliffen und in die Schmuckstücke eingesetzt. „Das sind wirklich kleine Kunstwerke“, sagt Lincke, „unsere Vorfahren müssen sehr feines Werkzeug besessen haben.“
Almandine kommen überall in der Welt vor: In Alaska und Bayern, in Indien und auf Madagaskar, im Tessin sowie im Zillertal. Bei den Funden in Gellep weiß man nicht, woher die Steine stammen. Von der Goldschmiedekunst allerdings schon: Die Schmuckformen stammen aus Innerasien, fränkische Goldschmiede führten sie zu höchster Meisterschaft.
Auch eine Nadel wurde gefunden: „Ob die Schmucknadel für ein Gewand oder für das Haar verwendet wurde, wissen wir nicht“, sagt Lincke. Der Vogelkopf, der sie ziert, ist ein typisches Beispiel für die Kunst der germanischen Stämme. „Die stilisierte Tierdarstellung ist abstrahiert und abgewandelt, ganz anders als die römische Auffassung“, sagt Museumsvize Christoph Dautermann. „Die Römer haben naturgetreuer und realistischer entworfen.“
Die Germanen verwendeten den roten Stein nicht nur als Schmuck an ihrer Kleidung. Im berühmten Fürstengrab des Herrn von Gellep wurden Schwertknäufe, Taschenbügel, Riemenverteiler und Sattelbeschläge für Pferdezaumzeug gefunden. Der Brauch, den Zierrat der Pferde mitzubestatten, wurde von Nomaden übernommen.