Move!: Schwankende Tänzer im Liebeswahn
Junge Choreografen erzählen auf der Bühne ihre ersten eigenen Geschichten.
Krefeld. In weniger als 20 Minuten eine Geschichte als stimmige Performance auf die Bühne zu zaubern, ist ziemlich schwer. Die Kürzemuss kein Vorteil sein, wenn man sich als junger Choreograf zum ersten Mal äußern darf. Das Stadttheater zeigte jetzt die Arbeiten vier junger Choreografen in der Fabrik Heeder, eine Uraufführung zum Festival "Move!".
Eher betulich fällt Victoria Brockers "Behind the Bamboo Blind" aus. Verspricht das Videozu Beginn ein tänzerisches Statement zur Rolle der Frau, so bekommt man am Ende doch nur den moderat ausgetragenen Geschlechterkampf dreier Paare zu sehen. Hierbei darf Lidija Curcic die meisten Gefühle zeigen.
Gegen die Umweltverschmutzung will sich Gökce Sönmemis äußern. Dazu stellt er zunächst die jeweils von Paaren verkörperten Elemente Erde, Luft und Wasser vor. Gökce Özücoskun hat ihm dazu die rockige Originalmusik geschrieben, in der es tropft und der Wind bläst. Razvan Craciunescu verkörpert mit weißer Maske die Verschmutzung. Eine solche Maske drückt er auch Wassermann Kursat Kilic auf - die beste Bildidee.
"Seizure" (Anfall) nennt Kilic selbst sein höchst dramatisches Werk, das durch vielschichtige Darstellung am meisten zu gefallen weiß. Viele schauspielerische Elemente ergänzen den Tanz, Blicke und Gesten sind nuancenreich inszeniert. Elisa Rossignolis junge Frau, die in ihrer Einbildung zwischen zwei Männern schwankt, bis sie ein Arzt aus ihrem Wahn erlöst, berührt stark.
Karine Andrei-Sutters Revolutionshymne ""À l’aube de la liberté" (Die Morgenröte der Freiheit), in der sich drei uniformierte Paare von Antal Dobsa als Diktator bevormunden lassen, hätte vielleicht mehr Zeit gebraucht, um zu differenzierterer Darstellung zu gelangen. Dafür überzeugt der Elan des Schlusssextetts zu rockiger Musik.