Neuer Theatergeschäftsführer Magyar: „Müssen auf jeden Fall die Erlöse steigern“
Geschäftsführer Michael Magyar erzählt, wie Preiserhöhung und mehr Vorstellungen das Finanzloch stopfen sollen.
Krefeld. Das Theater Krefeld und Mönchengladbach hat seit Anfang Dezember einen neuen Geschäftsführer: Michael Magyar. Er übernimmt Aufgaben in der Verwaltung des Theaters und ist damit zuständig für die Finanzen, Arbeitssicherheit und Organisation. Was genau das bedeutet, und was das Theater in den kommenden Jahren erwartet, erzählt er im Interview.
Herr Magyar, als Geschäftsführer eines Theaters sind Sie Verwalter in einem Kulturbetrieb. Wie passt das zusammen?
Michael Magyar: Das ist ein großes Spannungsverhältnis. Aber das meine ich nicht im negativen Sinne. Es gibt einen gedeckelten Etat und einen künstlerischen Auftrag. Das bedeutet, wir machen gutes Theater mit beschränkten Mitteln. Die Budgets stehen fest, danach wird intern verhandelt.
Ist das nicht schwierig, wenn Sie sich mit Künstlern, die ihre Visionen umsetzen wollen, auseinandersetzen müssen?
Magyar: Es braucht Einfühlungsvermögen und Überzeugungskraft.
Bevor Sie Geschäftsführer wurden, waren Sie Prokurist am Theater. Was ist das Interessante an der Arbeit?
Magyar: Das Theater ist unglaublich facettenreich. Die Belohnung für die sehr zeitaufwendige Arbeit bekommt man dann abends in der Vorstellung, wenn das Publikum applaudiert.
Welches Stück haben Sie zuletzt gesehen?
Magyar: Ich habe mir „Draußen vor der Tür“ im Studio in Mönchengladbach angesehen. Das hat mich sehr gepackt. Es hat gedauert, bis das Publikum geklatscht hat, weil alle sehr berührt waren.
Wie sieht es mit den Finanzen des Theaters aus?
Magyar: Die Rahmenbedingungen sind eng. Weil auch die beiden Trägerstädte mit einem engen Finanz-Korsett unterwegs sind. Aber wir haben andererseits durch die Festlegung des Haushalts 2015 bis 2020 auch Planungssicherheit für mehrere Jahre. Das stellt sich als sehr positiv dar. Theater in anderen Städten schielen neidvoll auf uns.
Was bedeutet das für die kommenden Jahre?
Magyar: Für die kommenden fünf Jahre ist die Finanzlage nicht rosig, aber auskömmlich geplant. Problematisch ist, dass wir die Saison 2013/14 nicht mit so ganz gutem Ergebnis abschließen. Wir stehen wirtschaftlich eigentlich sauber da. Aber die Personalkosten laufen aus dem Ruder. In der Finanzierungsvereinbarung mit den Städten wurde nur mit zwei Prozent jährlicher Tarifsteigerung gerechnet. Tatsächlich waren die Abschlüsse zuletzt höher. Wir müssen nun versuchen, das fehlende Geld zu erwirtschaften.
Wie wollen Sie das schaffen?
Magyar: Eine Lösung wird nicht ohne erhöhte Eintrittspreise möglich sein, wie wir es 2012/13 auch schon einmal machen mussten. Damals mit um 15 Prozent angehobenen Preisen. Was die aktuelle Erhöhung angeht, zu der ich noch keine Details nennen möchte, bevor der Aufsichtsrat am 4. Februar getagt hat, muss man aber auch die Preisgestaltung unseres Theaters im Vergleich zu anderen betrachten.
Können Sie ein Beispiel für die Preisgestaltung nennen?
Magyar: Wir werden da weiterhin in einer verträglichen Größenordnung liegen. Wir sind im direkten Vergleich mit anderen Häusern der Region im Mittelfeld unterwegs und liegen zum Teil unter den Preisen der anderen Theater. Im Premieren-Abo elf Euro pro Vorstellung, das ist ein Knallerpreis. Wenn man dann noch weiß, was ein Kinobesuch kostet. . . Und im Theater hat man Emotionen live.
Gibt es noch andere Maßnahmen als die Preiserhöhung?
Magyar: Wir müssen auf jeden Fall die Erlöse steigern. Der Vorteil ist die langfristige Planung. Wir haben bis zur Spielzeit 2019/20 Zeit, das Loch zu füllen. Es gibt dafür einen ganzen Fächer von Maßnahmen. Dazu gehört auch, dass wir zusätzliche Vorstellungen anbieten wollen.
Wie sieht das genau aus?
Magyar: Das Kinderkonzert, das immer ausverkauft ist und für das es seit Jahren Wartelisten gibt und sogar Abos schwarz unter der Hand weitergereicht worden sein sollen, soll zum Beispiel ab der nächsten Spielzeit doppelt angeboten werden. Bei ausverkauften Vorstellungen wie beispielsweise im Fall von „Carmina Burana“, „Ewig jung“ oder der „Rocky Horror Show“ sollen zusätzliche Vorstellungen angeboten werden oder erfolgreiche Programme erneut auf den Spielplan kommen. Bei der „Rocky Horror Show“ wollen wir unsere Rechte, die im Frühjahr auslaufen, noch ausreizen. Für „Carmina Burana“ versuchen wir, eine Wiederaufnahme für 2015/16 zu schaffen.
Welche Zukunft sehen Sie fürs Theater nach 2020?
Magyar: Ich weiß, dass die Politik und die Spitzen der Trägerstädte froh sind, dass es uns gibt. Ein Gutachten hat uns bescheinigt, dass wir ein sehr wirtschaftliches Theater sind. Deshalb glaube ich, dass die Verantwortlichen wissen, dass sie ein gutes Theater zu einem guten Kurs bekommen. Beide Städte haben die Häuser für viel Geld saniert, was wäre denn da auch die Alternative? Theater ist ein Wirtschaftsfaktor, ein Standortfaktor, das bekommt man immer wieder gespiegelt. Unternehmen, die sich ansiedeln wollen, wollen vorher wissen, was kulturell vor Ort passiert. Und man sieht ja auch beim Theaterball, wer da alles aus der Wirtschaft kommt.
Wenn Sie die beiden Standorte vergleichen, wie stellt sich da die Lage dar?
Magyar: In Krefeld haben wir inzwischen eine sehr gute Akzeptanz. In Mönchengladbach gibt es leider noch Luft nach oben. Einschneidend war die Bauphase in den Häusern, die brandschutzsaniert wurden. Während sie in Krefeld ein Jahr dauerte, waren es in Mönchengladbach zwei. In dieser Zeit haben wir in Mönchengladbach 40 000 Besucher verloren. Allerdings gibt es bei den Zuschauerzahlen auch dort einen stetigen Trend nach oben.
Apropos Sanierung: Welche Lösung würden Sie beim Seidenweberhaus bevorzugen?
Magyar: Da möchte ich mich völlig raushalten. Das sollen andere entscheiden. Dass etwas passieren muss, ist klar. Es ist ja wirklich nicht mehr schön. Auf jeden Fall wären wir mit unseren Konzerten, die dort stattfinden, auch von den Bauarbeiten betroffen.