Krimitage Ohne Schwarz geht es nicht für Krimiautoren

Ina Coelen organisiert die Krimitage — verrückte Wünsche haben „ihre“ Schriftsteller nicht, aber einen kleinen Spleen manchmal schon.

Krimitage: Ohne Schwarz geht es nicht für Krimiautoren
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Schwarz ist die Farbe der Wahl. 15 Jahre lang, fast 200 Autoren bei ebenso vielen Lesungen — und fast immer trugen die Männer und Frauen Schwarz. „Wir machen schon unsere Witze darüber“, sagt die Organisatorin der Krefelder Krimitage, Ina Coelen, die in diesem Jahr die 15. Lese-Reihe dieser Art zusammengestellt hat. „Es sind halt Künstler, das ist das eine. Und zu Krimis mit all ihren Toten passt die Farbe ebenfalls wunderbar.“ Dazu gibt es dann mal ein rotes Tuch, eine rote Krawatte, ein rotkariertes Hemd oder bei den Damen rote Highheels, das kommt tatsächlich häufiger vor“, erzählt die 58-Jährige. Blutrot natürlich.

„Einen Spleen haben Krimi-Autoren teilweise schon“, sagt Coelen, allerdings mit einem liebevollen Unterton. Rockstars mit verrückten und zum Teil auch sehr teuren Sonderwünschen für ihre Wohlfühlzone hinter der Bühne sind die Schriftsteller nicht. Aber Aufwand, damit sie sich in der Seidenstadt und am konkreten Ort der Lesung wohlfühlen, betreibt die Krefelderin schon. „Ich hole alle persönlich ab, gehe mit ihnen etwas essen oder trinken, erzähle etwas über Krefeld und darüber, was sie erwartet.“

Denn nicht alle, die kommen, haben auch automatisch Riesenerfahrung. „Abgesehen von denen, die ich sowieso kenne, schaue ich mir alle einmal bei einer Lesung an“, erzählt Ina Coelen. Denn bei ihren ersten Schritten mit den Krimi-Tagen hat sie das nicht in allen Fällen getan.

Durch diesen Anfangsfehler habe sie sich bei einer Veranstaltung „sehr fremdgeschämt“ erzählt sie, weil der Autor so unerfahren war, dass er stockend und sich verhaspelnd mit Schweißflecken unter den Armen vor den Zuhörern saß.

So etwas könnte heute nicht mehr passieren. Das heißt aber nicht, dass es nicht trotzdem unerfahrenere und deshalb aufgeregte Vertreter der schreibenden Zunft gibt. „Klar gibt es auch regelrechte Alleinunterhalter. Aber eben auch solche, die sich fremd fühlen, auf einem Podest, mit nur ein paar Metern Abstand zur ersten Reihe der Zuschauer.“

Während einige regelrechte Kabarettisten oder Alleinunterhalter seien, habe sie auch schon eine Autorin erlebt, die nach einem „Guten Abend“ eine Stunde gelesen habe, ohne einmal hochzuschauen und die danach direkt von der Bühne gegangen sei. Glücklicherweise habe das zu ihrem Buch gepasst.

Als kleine Hilfe werde aber auch mal ein Stoffkrokodil als Glücksbringer der Schwester mit auf die Bühne genommen oder ein Glücks-Schlüsselanhänger. Über diese Mitbringsel durfte Coelen an dem Abend nicht sprechen. „Aber es hilft vielen, wenn sie einen Gegenstand mitbringen, über den man sie den Gästen vorstellen kann“, sagt Coelen, die bei allen Veranstaltungen dabei ist und die Teilnehmer anmoderiert.

Ansonsten sind ein Glas Wasser — nicht nur gegen Durst, sondern auch gegen nervösen Hustenreiz und vielleicht auch mal zum Inne- und Festhalten bei akutem Lampenfieber — und ein Buch aber eigentlich das einzige, das die Autoren brauchen. Das klingt wie eine einfache Aufgabe für die Organisatorin. „Das Getränk stellen die Verantwortlichen der jeweiligen Restaurants, Buch- und Weinhandlungen oder der Mediothek bereit. Alkohol hat noch nie jemand gewollt“, so Coelen.

Das Buch bringt der Schriftsteller selbst zur Lesung mit, mit all seinen Klebezetteln, neonfarbenen Markierungen und Notizen. Dachte zumindest Coelen immer. Aber auch da musste sie schon eine Überraschung erleben, als eine Autorin ohne Leseexemplar erschien. „,Ich nehme mir immer eines vom Büchertisch’, sagte sie damals zu mir“, erinnert sich die Autorin, ehemalige Verlegerin und Cafébesitzerin. Das Problem: Es gab an diesem Abend keinen Büchertisch. Und es war auch bereits nach 20 Uhr, keine Buchhandlung mehr geöffnet. „Zum Glück hatte ich ein paar Bücher für eine Verlosung dabei, zu denen auch eines von dieser Autorin gehörte.“ Auch die Frage nach einer Sitzgelegenheit klingt simpel, muss es aber nicht sein. Ob tatsächlich Sitz- oder lieber Stehgelegenheit, damit geht es schon los. „Es gibt diejenigen, die extra eine Schulung gemacht haben, um vor Publikum zu lesen, und die wollen ganz oft stehen, an Stehtischen oder so, damit ihre Stimme gut klingt.“

Männer läsen gern von Barhockern. Andere Autoren fühlten sich im Ohrensessel wohler. Aber: „Ein Veranstalter hatte es mal gut gemeint und einer Autorin einen Ohrensessel hingestellt. Die Frau hatte die Knie an ihren Ohren hängen und saß so geknickt, dass sie kaum vorlesen konnte.“