Passion: Tenor Diwiak erzählt vom Leiden Christi
Bachs Johannespassion in der Friedenskirche aufgeführt.
Krefeld. Die Lasten bei einer Aufführung der Johannespassion sind ungleich verteilt: Der Tenor, der die Leidensgeschichte Christi nach den Texten des Johannes-Evangeliums vorträgt, und ein gemischter Chor bringen den größten Teil des biblischen Geschehens zu Gehör. Am Sonntagabend übernahmen der aus Slowenien stammende Dantes Diwiak und das Collegium Vocale Niederrhein unter der Leitung von David Cavelius diese Rollen.
Mit Diwiak hatte man dafür einen ausgewiesenen Profi gewinnen können. Denn seit vielen Jahren tritt er als Evangelist in den Bach’schen Passionen auf und hat mit namhaften Dirigenten zusammengearbeitet. Seine klare Stimme und exzellente Aussprache erlauben es, auch in den hintersten Bankreihen der Friedenskirche die Bibeltexte zu verstehen.
In seiner Johannespassion legte Bach nicht nur einen Schwerpunkt auf das überlieferte Bibelwort, sondern auch auf seine dramatische Umsetzung. Das stellt die größten Anforderungen an den Chor, der alle Emotionen, die Anfang des 18. Jahrhunderts in der Kirchenmusik möglich waren, auszudrücken hat.
Da ist von Aufregung, Verzweiflung und Klagen zu hören, aber auch von Hoffnung, wie beispielsweise im Choral „Christus, der uns selig macht“.
Wenig gefordert sind in diesem Werk die anderen Gesangssolisten, für die Bach nur wenige Auftritte vorgesehen hat. In der Aufführung am Sonntag waren dies Karola Pavone (Sopran), Mechthild Georg (Alt) und Matthias Zangerle (Bass). Auch die Rolle des Orchesters, die das Apollon-Ensemble in bester Form ausfüllte, ist eher zweitrangig: Als Basso continuo gibt es den harmonischen Rahmen vor.
Die Instrumentalisten durften aber trotzdem gemeinsam mit den Sängern Beweise ihres Könnens geben. Ein lang anhaltender Applaus belohnte die Interpreten für ihren mehr als zwei Stunden dauernden Auftritt.