Kultur trotz Corona  Pop-up-Store für Kreatives

Krefeld · Projekt „Kunstwerk – Werkkunst“: Acht Krefelder Künstlerinnen verkaufen ihre Arbeiten in der Angerhausenstraße. In einem leerstehenden Ladenlokal.

Marion Schulte (v.l.), Susanne Pietsch, Thea Mertens, Conny Horsthemke und Lydia Poen vor dem Laden.

Foto: wz/bischof

46 Wochen im Jahr gehen die acht Künstlerinnen ihren Weg alleine, arbeitet jede für sich in Atelier oder Werkstatt. Sechs Wochen vor Weihnachten kommen sie dann zusammen und stellen ihre Werke aus. Jetzt zum fünften Mal und erstmals an der Angerhausenstraße. „Kunstwerk – Werkkunst“ heißt die Aktion, die am 14. November startet.

Die feste Gruppe mietet jedes Jahr ein leerstehendes Ladenlokal

„Wir haben schon vor zehn Jahren in einer anderen Gruppe im Greiffenhorst-Schlösschen und in Linn selbst ausgestellt“, berichtet Malerin Conny Horsthemke. Nun schließt sich Jahr für Jahr diese feste Truppe zusammen, die jedes Mal ein leerstehendes Ladenlokal anmietet und die Werke ausstellt. „Ein Pop-up der besonderen Art“, findet Thea Mertens. „Wir freuen uns, wieder einen Vermieter gefunden zu haben, der unser Konzept mag.“

Schmuck, Taschen, Textil, Malerei, Papier, Holzarbeiten und Keramik sind in den hohen und hellen Räumen und in den großen Schaufenstern ausgestellt, die den richtigen Rahmen für die Kunst bieten. Erlesenes, Großes und Kleines, Praktisches aber auch Witziges ist dabei. Mancher Wunsch wird hier erfüllt oder eine Überraschung gelingt. Der Gabentisch rückt näher.

„Diese Ecke ist meine“, sagt Horsthemke und lächelt. „Ich habe lange nicht mehr so viel in Blau gearbeitet.“ Ins Auge fallen drei große graublaue Rollmöpse mit Pikser in Acryl auf Leinwand. „Sushi war gestern“, erklärt die Künstlerin dazu schmunzelnd.

Dass es Masken nicht erst seit Corona gibt, zeigen ihre im heißen Sommer aus Pappe und Zeitungen gefertigten. Da sind Schwein, Ziege, Stier und Fisch zu sehen. Etwas für Liebhaber zum Hinstellen. Sie können aber auch getragen werden. Dann hat sie den für eine Installation gekauften kleinen Holztieren eine neue Haut verpasst. Der Elefant trägt Zebrastreifen, die Giraffe Kuhflecken. Titel: „Das Leben der Anderen“.

Der Bausatz im kleinen Karton ist etwas für kreative Köpfe. „Hier kann sich jeder mit Pinsel, Kleber, Farbe, Klötzen und vielen anderen Dingen sein eigenes Kunstwerk schaffen.“

Bei Marion Schulte glänzen die Edelsteine in Armbändern und langen Ketten. Sie ist als freischaffende Malerin, Fotografin, Textil- und Schmuckdesignerin tätig und zeigt die Bandbreite ihres Könnens auf kleiner Fläche. Dazu gehören Granatapfel, Zitrone, Apfel und Feige aufgeschnitten und in realistischer Malerei. Die Gipsbilder sind neu, zeigen zarte Gräser und Kräuter.

Schulte: „Bei den Fotografien liegt der Schwerpunkt im Detail. Oberflächenstrukturen, Pflanzenelemente, ungewöhnliche Einblicke durch Glasspiegelungen und architektonische Linienführung faszinieren mich. Es ist meine persönliche Sicht der Dinge, die uns alle umgeben.“ Darunter sind Fotoblöcke in Schwarz-Weiß, im Vintage-Look aber auch farbige, die unter anderem Krefeld-Motive zeigen.

Bei Thea Mertens fällt der Blick auf Holz im Schaufenster. Die Tischlerin und Designerin schafft Kunst in klaren Formen, die an das Bauhaus erinnern. Beispiele hierfür sind eine Garderobenleiste oder ein Schlüsselkästchen, eine Vase oder eine Uhr.

„Ich liebe Holzgestaltung. Im Laufe der Jahre habe ich mich auf das Material Multiplex mit farbigem Schichtstoff und Linoleum spezialisiert. Dadurch habe ich die Möglichkeit, Farben und Formen individuell zu gestalten“, erklärt die Künstlerin. Absolut witzig sind die Eierbecher, die eigentlich Eierplatten sind. Thea Mertens hat sie mit einem Magneten versehen, auf dem der Eierlöffel liegt und niemals verloren geht.

„Bei meinen Massivholz-Arbeiten verwende ich teilweise gerne alte Hölzer, die an anderer Stelle schon verbaut waren und somit einen gewissen Charme und ihre eigene Geschichte mitbringen.“ So entstehen schöne Einzelstücke, die oftmals mit einer Uhr kombiniert zweifache Hingucker sind.