Premiere im Theater Hintenlinks: Ein Affenmensch lernt das Schnapstrinken

In Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ überzeugt Felix Banholzer als schlauer Primat.

Krefeld. Vorsichtig schaut ein Kopf hinter einer Kiste hervor und verschwindet gleich wieder. Erst nach einigem Zögern traut sich die Gestalt, die in einen fellartigen Mantel gekleidet ist, aus ihrem Versteck. Sie bewegt sich wie Affe, springt auf eine Kiste, verspeist genüsslich eine Banane und fixiert die Zuschauer. Bereits in diesen ersten Minuten gelingt es Schauspieler Felix Banholzer perfekt, in die Rolle eines Tieres zu schlüpfen, dass mit den Menschen viel gemeinsam hat.

Dass Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ ein bis heute faszinierendes Solostück ist, zeigte am Samstag die Premiere im Theater Hintenlinks, die erste Kooperation mit dem Theater Krefeld/Mönchengladbach.

Die Thematik ist absurd. Der Affe Rotpeter, der sich durch Nachahmung den Menschen zusehends angeglichen hat, soll über sein Affendasein berichten. Als Zwitterwesen kann er weder das eine noch das andere wirklich sein. So wird sein „Bericht“ zu einer Art Verteidigungsrede über die Aneignung menschlicher Züge. Ausgangspunkt ist seine Gefangennahme und sein Transport mit dem Schiff nach Hamburg. Der einzige Ausweg, das Dasein im Käfig zu ertragen, ist die Nachahmung der Menschen.

„Freiheit wollte ich nicht, nur einen Ausweg“, betont er immer wieder. Er wird zum perfekten Nachahmer menschlicher Gewohnheiten, trinkt aus Schnapsflaschen, steigt zum gefeierten Star eines Varietés auf. Als Affe bringt er es bis zur „Durchschnittsbildung eines Europäers“.

Kafkas Text hat viele Facetten. Neben dem berührenden Schicksal des vermenschlichten Tieres, wird auch eine zutiefst skeptische Haltung gegenüber der Wissenschaft sichtbar. Vor allem aber lebt das Stück von der Persönlichkeit des Darstellers.

Grandios, wie Felix Banholzer nicht nur die körperlichen Herausforderungen der Rolle bewältigt. Scheinbar mühelos wechselt er zwischen menschlichem und tierischem Verhalten, so dass der Zwiespalt der Persönlichkeit umso deutlicher wird. Auch der schwere Text wird in seiner Interpretation zum reinen Hörvergnügen. Ein gelungener Auftakt für die neue Kooperation.

Weitere Termine im Theater Hintenlinks am 28. und 29. Mai, 19.30 Uhr, und 22. Juni, 11 Uhr, im Krefelder Zoo.