Reh und Singvögel auf der Speisekarte

Beim Grabungsabend wurden neue Funde und Erwerbungen, aber auch neue Erkenntnisse vorgestellt.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Beim traditionellen Grabungsabend des Museums Burg Linn i wurden die archäologischen Funde des vergangenen Jahres, neue Arbeiten aus der Restaurierungswerkstatt sowie Neuerwerbung und Stiftung für die Sammlung des Hauses präsentiert.

Ein herausragendes Artefakt bildet ein sogenannter römischer Zirkusbecher aus der Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts. Auf dem Glasbecher ist eine Quadriga, ein Viergespann mit Fahrer, in verschiedenen Szenen eines Wagenrennens abgebildet. Am oberen Rand stehen in griechischer Sprache Namen von damals populären Wagenlenkern.

Es gibt nicht viele so gut erhaltene Zirkusbecher. Das ist eine Seltenheit“, erklärt Museumsleiter Christoph Reichmann. Das leicht grünliche Gefäß wurde bereits 1987/88 bei Ausgrabungen südlich des Gelleper Kastells in der Taberna, der Gaststätte des älteren Bades entdeckt.

Im Rahmen der Promotion von Mariola Hepa über die römischen Bäder in Gellep wurden der Zirkusbecher und weitere Bad-Funde, unter anderem ein Kuchenrost und Teller, von Restauratorin Eileen Wolff zusammengesetzt.

Das ältere Bad in Gellep wurde in Blockweise errichtet. Schon dies ist ungewöhnlich, weil solche Anlagen sonst in einer Reihe errichtet worden seien. „Bei dem Bad handelt es sich zudem um den ältesten Steinbau in Gellep“, berichtet Reichmann.

Die angebaute Taberna wurde jedoch noch aus Holz errichtet. „Dass eine Kneipe damit verbunden war, ist auch sehr selten“, so der Museumsleiter. Knochenfunde aus der Abfallgrube lassen darauf schließen, dass die Gäste gerne mal Reh und auch Singvögel bestellt haben.

Um das Jahr 80 nach Christus brannte das Gebäude jedoch ab und ein neues Bad wurde erbaut. Dessen Reste wurden bereits 1958 untersucht. Diese Funde befinden sich seitdem allerdings in Bonn.

Die archäologischen Ausgrabungen in Krefeld konzentrierten sich 2013 auf Fischeln. Dort wurde im Zusammenhang mit dem neuen Flächennutzungsplan ein Areal untersucht. Reichmann und sein Team fanden unweit einer eisenzeitlichen fränkischen Siedlung nun die Spuren einer römischen Villa aus der zweiten Hälfte des dritten nachchristlichen Jahrhunderts.

Neben einem Brunnen und dem Hofgraben entdeckte Reichmann ein Nebengebäude, in dem ein großer Webstuhl gestanden haben könnte. Darauf deutet eine Vertiefung hin, die auf eine Verarbeitung von Flachs schließen lässt.

Zudem fand er Holzkohlespuren sowie Eisennägel. „Dort konnte man bis zu sechs Meter breite Bahnen weben“, so der Archäologe. Reichmann geht davon aus, dass diese Ware für den Export bestimmt war.

Weitere Funde sind weitaus älter und stammen aus dem ersten Jahrhundert. „Dieser Bereich in Fischeln war von der Eisenzeit bis in die Zeit der Römer und Franken wohl durchgehend besiedelt“, so der Archäologe.

Den Museumsbestand haben im vergangenen Jahr zudem Stiftungen und Schenkungen ergänzt. So erhielt das Museum Burg Linn aus einer privaten Sammlung einen Mammutzahn, der 30 000 bis 50 000 Jahre alt ist. Der Zahn komplettiert die Sammlung von Mammutknochen und Teilen von Stoßzähnen.

Der Linner Bürgerverein stiftete dem Haus aus dem Bestand einer aufgelösten Sammlung unter anderem einen frühen Kölner Krug (um 1520) sowie eine fast unbeschadete Pilgerflasche, die vom Ende des 14., Anfang des 15. Jahrhunderts stammt.