Reinhold Birk: Rückkehr für ein musikalisches Donnerwetter
Mit 87 Jahren ist Organist Reinhold Birk für ein Konzert nach Krefeld zurückgekehrt.
Krefeld. An den Orgeln der Stadt kennt sich Reinhold Birk bestens aus. Einige von ihnen hat er selbst eingeweiht, als er von 1953 bis 1987 Krefelds Kirchenmusik-Szene geprägt hat. Auch an der Entstehung der Rieger-Orgel in der Friedenskirche war er beteiligt. Doch seine Bedeutung spielt er herunter: "Ja, das wurde von mir mit in die Wege geleitet, aber der Herr Rieger hat doch schließlich gebaut, was er wollte!"
Zum Abschluss der Renovierung und zum 50. Geburtstag des Instruments ist Reinhold Birk an seine einstige Wirkungsstätte zurückgekehrt. Zunächst begleitete er dort "aus dem Handgelenk heraus" den Gottesdienst. In der anschließenden Orgelmatinee präsentierte er das klangliche Spektrum der Rieger-Orgel, die nach der Orgel in der Kevelaerer Marienbasilika die zweitgrößte am Niederrhein ist.
Mit Werken aus der Barockzeit von Johann Gottfried Walther, Johann Caspar Simon, Joao de Sousa Carvalho und Franz Xaver Murschhauser bot er ein ansprechendes Programm für einen Sommersonntag: leichte, heitere Stücke mit leiser, unaufdringlicher Virtuosität.
Als Kontrast und musikalisches Donnerwetter folgte Bachs berühmte Toccata. Später wagte Birk einen Sprung in die zeitgenössische Orgelmusik mit der kurzen Eigenkomposition Toccata armoniosa. Eigentlich hatte er sich die Uraufführung eines anderen Werkes für dieses Konzert vorgenommen, doch es hatte ihm an Zeit zum Einstudieren gefehlt, gestand er. Mit der Fragmentarischen Fantasie von Johann Sebastian Bach beschloss er seine Matinee an der Rieger-Orgel.
Trotz der fortgeschrittenen Zeit erklatschte sich das Publikum eine Zugabe, einen Marsch aus Händels Cäcilienode, Loblied auf die heilige Cäcilie, Schutzpatronin der Kirchenmusik, und triumphaler Abschluss des Konzerts in der Friedenskirche.
Im Rückblick auf seine aktive Zeit in Krefeld und das Musikleben in der Stadt heute fiel dem Organisten auf, "dass Krefeld musikalisch zugenommen" habe: "Die Katholiken sind in dieser Hinsicht aufgewacht. Zu meiner Zeit war da nicht viel los".
Trotzdem sieht er die Möglichkeiten in der Stadt noch längst nicht ausgeschöpft. Bei den zahlreichen guten Orgeln könnte Krefeld eine "internationale Orgelstadt" sein. Das müsse nur einer in die Hand nehmen. Von Ruhestand, in den er eigentlich 1987 wechselte, ist bei Birk nicht viel zu merken. Der 87-Jährige fährt noch selbst Auto, von Heilbronn aus zu Konzerten zwischen Baden-Baden, Stuttgart und Ludwigshafen. Unter dem Pseudonym Martin Betulius arbeitet er auch als Musikkritiker.
Kürzlich gab er noch auswendig einen Klavierabend, zum festen Arbeitsprogramm gehören auch Vorträge, die er besonders für "junge" Senioren hält. Auch in Krefeld würde er gerne einmal über Episoden aus der Geschichte sprechen. Die Stichworte für seine freie Rede hat er schon parat.