Kabarett Richling als rasanter Reiseführer

Dass Deutschland ein Land zum Auswandern ist und normale Leute gefährlich sind, erklärte Mathias Richling in der Kufa.

Kabarett: Richling als rasanter Reiseführer
Foto: Jens Kalaene

Krefeld. Es sieht nach Urlaubszeit aus. Reihen und Stapel von bunten Koffern stehen auf der Bühne der Kufa. Vor der Bühne gibt es volle Zuschauerreihen und das Publikum, das mit Mathias Richling auf eine Reise gehen will, könnte man der urlaubsfreudigen Zielgruppe junge Senioren zuordnen.

Mit einem blau-schwarz gestreiften Koffer — passend zu seinem Reise-Outfit — hetzt Richling quer über die Bühne. „Deutschland, ein Land zum Auswandern“ wirft er — nicht eindeutig ausgedrückt — in den dunklen Saal. Soll es eine Frage sein oder eine Aufforderung?

Er bemängelt, dass es heutzutage — und nicht nur hierzulande — Zusammengehörigkeitsgefühle nur noch bei Katastrophen gäbe und wirft Schlaglichter auf aktuelle Ereignisse. Mit ironischem Seitenhieb auf die „political correctness“ Andersgläubigen gegenüber entschuldigt er sich gleich einmal prophylaktisch: „Wir können die Frauen nicht verschleiern; sie auch nicht steinigen, wenn sie eigenständig klatschen und lachen.“

Nach einem Exkurs über den „Amokflieger“, der beweist, dass normale Menschen genauso gefährlich wie Terroristen sein können („und es gibt so viele normale Menschen“), kommt Richling zu seinem Hauptthema, der deutschen Politik. Als pfiffiges Bühnenbild und bestens ausgewählte Requisiten entpuppen sich nun die Koffer. An einem schwarzen Koffer zieht er den Griff heraus, hängt einen blauen Blazer daran und jeder weiß, wer den Anfang in seiner Casting-Show für Politiker macht.

Herrlich spitzzüngig sind nicht nur seine Monologe und Stimmenimitationen; natürlich fehlen weder die typische Handhaltung der Kanzlerin noch ihre Mimik und Gestik. In seinem Gespräch lässt sich die Kanzlerin nicht festnageln, verharmlost, was sie für nötig hält. „Auslandseinsätze?“ „Wir hatten doch einen in Brasilien!“

Ein roter Koffer bildet die Kulisse für die imaginäre Präsenz des Außenministers Steinmeier und ein gelber, auf dessen Griff Richling natürlich noch einen gelben Pullunder hängt, gibt für seine Genscher-Parodie den richtigen Hintergrund.

Und er zieht alle ins Rampenlicht, die derzeit in der Politik wichtige Rollen spielen oder gar nicht wissen, wofür sie eigentlich bezahlt werden. Für Lacher am laufenden Band sorgt sein Dialog mit der Fehlbesetzung Oettinger. Auch Seehofer — „nicht mal als Inländer integrierbar“ — und die Ausländerpolitik der Bayern, die schon bei den Deutschen in anderen Bundesländern zum Zuge kommt, wird kritisch betrachtet.

Für viele Politiker, insbesondere die, die mit dem Amt ihre Meinung wechseln, wäre der Satz „Moral ist ein Chamäleon“ gültig. Und er liefert als Beispiel den grünen Landesvater Baden-Württembergs und dessen Meinungswandel rund um den Stuttgarter Hauptbahnhof. Auch das Geld, das heutzutage nach Griechenland fließt, kann er gut erklären: „Das sind Lizenzgebühren, die wir jetzt zahlen.“ Schließlich sind die alten Griechen Erfinder der Demokratie.

Höchst kurzweilig ist der Abend mit Richling. Nicht über alles kann man lachen, das liegt in der Natur der Dinge. Aber es ist sehr gut, dass und wie er auf vieles mit spitzer Zunge hinweist.